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Grubenhagen (bis 1596), Calenberg (bis 1634,
später seit etwa 1670 abgekürzt „Hannover“)
sowie die Nebenlinie Bevern (bis 1809 bzw.
1884) ab. Im Hause Lüneburg existierten nur
die kurzlebigen Nebenlinien Harburg, Gifhorn
und Dannenberg. Durch Erbteilungen bildete
sich um 1400 auch das Land Braunschweig mit
der Residenz Wolfenbüttel heraus („Land zu
Braunschweig und Wolfenbüttel“), das im 17.
Jahrhundert staatsrechtlich als „Herzogtum
Braunschweig-Lüneburg
wolfenbüttelschen
Teils“ (abgekürzt „Fürstentum Wolfenbüttel“)
bezeichnet wurde.
Früh fing man auch an, diese Teilfürsten-
tümer nichtamtlich abgekürzt nach ihren Resi-
denzen oder Hauptburgen zu benennen: Man
sprach von den Herzögen zu Celle, Wolfenbüt-
tel, Grubenhagen usw. Verstärkt wird im 18.
Jahrhundert Braunschweig-Wolfenbüttel als
Herzogtum bezeichnet, nachdem Hannover zum
Kurfürstentum („Kurbraunschweig“) aufgestie-
gen war. Das welfische Gesamthaus hieß stets
„Haus Braunschweig“. Es teilte sich genealo-
gisch in die Hauptstämme bzw. Hauptlinien
Braunschweig und Lüneburg, die in zeitlicher
Abfolge als Altes, Mittleres und Neues Haus
Braunschweig und entsprechend in das Alte,
Mittlere und Neue Haus Lüneburg unterschie-
den werden
7
. Im vorliegenden Lexikon wurde
bei der Herzogstitulatur durchgängig der die
Gemeinsamkeit des welfischen Hauses und
Besitzes ausdrückende amtliche Name „Herzog
zu Braunschweig und Lüneburg“ angewendet.
Selbstverständlich kann auch innerhalb des
Welfenhauses nur eine Auswahl getroffen wer-
den.
3. Zu Konzeption, Durchführung und Redak-
tion
Dieses auf wissenschaftlicher Grundlage erar-
beitete, jedoch allgemeinverständlich abge-
fasste Lexikon basiert auf der Gemeinschaftsar-
beit von 204 Autoren, die 1194 Biographien ver-
fasst haben. Es ist der Folgeband des schon
braunschweiger Gelehrten von nationaler Rele-
vanz hätte den Umfang des vorliegenden Lexi-
kons gesprengt und ein Ungleichgewicht her-
beigeführt. Das gleiche gilt für die in die DBE
sehr zahlreich aufgenommenen mit dem Land
Braunschweig in Beziehung stehenden Per-
sonen
6
.
Unterschiedlich und damit ein Unsicher-
heitsfaktor für die Auswahl ist der jeweilige
Forschungsstand und die Quellenlage. Artikel
können nur die Personen erhalten, deren Bedeu-
tung und Biographie einigermaßen bekannt ist.
Bisweilen steht die ausgewählte Person stellver-
tretend für ein typisches Karriereprofil. Beson-
ders bei der großen Zahl der überlieferten
Namen von bildenden Künstlern ist die Bedeu-
tung oft nicht zuverlässig erkennbar und die
Auswahl dementsprechend schwer.
2. Zum Welfenhaus
Die Genealogie und Titulaturen der zu Reichs-
fürsten aufgestiegenen Welfendynastie sowie
die durch deren viele Erbteilungen entstande-
nen Linien und Territorien (bzw. Herrschaftsbe-
reiche) sind kompliziert: Man muss genealo-
gisch unterscheiden in welfische „Häuser“ und
in abgezweigte „Linien“ sowie territorial hin-
sichtlich der Herrschaftsbereiche in Fürstentü-
mer. Die Welfen führten in ihrem 1235 als
Reichslehen begründeten Herzogtum Braun-
schweig seit 1368 fast durchgängig stets den
Titel „Herzog zu Braunschweig und Lüneburg“.
Denn es gab trotz aller Erbteilungen nur ein
Gesamthaus Braunschweig und Lüneburg, und
zwar bis 1806 als Reichslehen zu „gesamter
Hand“. Deswegen galten die durch die Erbtei-
lungen
entstandenen
Territorialeinheiten
reichsrechtlich nicht als Herzogtümer, sondern
als Fürstentümer. Nach der Hauptteilung in die
Fürstentümer Braunschweig und Lüneburg
(1267/1269) zweigten sich genealogisch vom
Haus Braunschweig die Linien bzw. Teilfürsten-
tümer und Herrschaften Göttingen (bis 1463),
6
Sie werden im dortigen Ortsindex (DBE Bd 12/1-2)
vollständig namentlich nachgewiesen.
7
Frau Gudrun Pischke und Herrn Dieter Lent danke ich
herzlich für die Unterstützung für diesen Abschnitt.
Zur detaillierten genealogischen Orientierung über
das Welfenhaus ist jetzt heranzuziehen: Detlev
Schwennicke, Europäische Stammtafeln, Neue Folge
Bd. I/1, Frankfurt/M., 1998, Tafel 17-30 (mit Literatur-
hinweisen). Weitere welfische Stammtafeln finden
sich in den landesgeschichtlichen Werken von Jarck/
Schildt sowie Patze (Bd II/1 und Bd III/1) [s. Siglenver-
zeichnis] und Bernd Schneidmüller, Die Welfen, 2000,
jeweils nachgewiesen in den Inhaltsverzeichnissen.
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Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19. und
20. Jahrhundert. Im Auftrag der Braunschweigischen
Landschaft e. V. hrsg. von Horst-Rüdiger Jarck und
Günter Scheel, Hannover: Verlag Hahnsche Buchhand-
lung 1996.