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Mathilde (†07.02.999) ist sie bereits am 29. No-
vember 999 zur Äbtissin von Quedlinburg
gewählt worden. 1014 übernahm sie daneben
die Abbatiate der Stifte in Vreden und Gern-
rode, womit sie die nicht nur geistliche Herr-
schaft über drei der bedeutendsten Frauenstifte
dieser Zeit in Sachsen innehatte. Als ottonische
Königstochter ist sie auf diese Weise an der
Herrschaftsausübung direkt beteiligt gewesen,
wie es zuvor schon ihre Schwester
Sophia und
später auch noch andere Prinzessinnen in geist-
lichen Ämtern tun sollten (etwa
Adelheid II.
Adelheid IV.).
Zwischen dem 4. Juni und dem 27. Septem-
ber 1039 wurde A. nach dem Tode dieser
älteren
leiblichen
Schwester
Sophia
(†28.01.1039) schließlich auch zur Äbtissin
von Gandersheim gewählt. Die längere Frist
zwischen dem Ableben der Vorgängerin und
ihrer Wahl erklärt sich aus unbekannten
Bedenken, die Kaiser Konrad II. (†04.06.1039)
gegen A. gehabt hatte.
In den Beginn ihrer Amtszeit fällt der Gan-
dersheimer Zehnstreit mit Bischof Thietmar
von Hildesheim, in dem es um die Zurückwei-
sung von vermeintlichen Rechten des Hildes-
heimer Bischofs am Damenstift Gandersheim
ging, die zuvor bereits Gegenstand der Ausein-
andersetzungen im sogenannten „Gandershei-
mer Streit“ gewesen waren.
Vermutlich starb A. am 14. Januar 1043, das
Todesdatum nach Goetting S. 298; sie wurde im
östlichen Mittelschiff der Stiftskirche zu Qued-
linburg vor dem Eingang zur Krypta bestattet.
Ihr kunsthistorisch bedeutender Grabstein aus
dem frühen 12. Jh. mit Inschrift ist heute noch
in der Krypta zu sehen. Es sind Quedlinburger
Pfennige aus der Zeit ihres Abbatiates (gegen
1040) erhalten.
L: ADB 1, S. 78; NDB 1, S. 59f.; DBE I, S. 33; V. Jammer,
Die Anfänge der Münzprägung im Hzgtm Sachsen
(10. und 11. Jh.), 1952, S. 69; K. Kronenberg, Die Äbtis-
sinnen des Reichsstifts Gandersheim, 1981, S. 28ff.,
G. Althoff, Adels- und Königsfamilien im Spiegel der
Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken
der Billunger und Ottonen, 1984, S. 342; Abb. Gedenk-
stein; Goetting, S. 297f.; W. Glocker, Die Verwandten
der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Stu-
dien zur Familienpolitik und zur Genealogie des
sächsischen Kaiserhauses, 1989, S. 295; H. Wolfram,
Konrad II. (990-1039), Kaiser dreier Reiche, 2000, S.
113 und 359 f. – B: Abb. des Grabsteins bei E. Schu-
bert, Stätten sächsischer Kaiser, 1990, S. 58 und 59.
C. Ehlers
Adelheid II.,
Äbtissin
* Oktober 1048 Goslar † 11.01.1096, Äbtissin
von Gandersheim u. Quedlinburg.
A. war die Tochter Kaiser
Heinrichs III.
und seiner zweiten Gemahlin, Agnes von Poi-
tou (†1077), und somit eine Schwester Kaiser
Heinrichs IV., geboren wurde sie vermutlich
in Goslar (vgl. M. Black-Veldtrup, S. 11ff.). Als
Äbtissin von Gandersheim ist sie 1062 bezeugt,
den Quedlinburger Abbatiat dürfte sie etwas
später erhalten haben (vielleicht im Juni 1063).
In Gandersheim wurde sie Nachfolgerin ihrer
Halbschwester
Beatrix I. aus der ersten Ehe
Heinrichs III. mit der dänischen Königstochter
Gunhild (†1038). In A.s Amtszeit brannte die
Gandersheimer Stiftskirche nieder und wurde
erneuert. Ihre Politik als Äbtissin sowohl von
Gandersheim als auch von Quedlinburg zielte
wie die ihrer Vorgängerinnen auf den Erhalt
der Reichsunmittelbarkeit und des Besitzstan-
des, „indem sie Kapitelsgüter an ihre „milites“
verlehnte, um die beiden großen Stifte dem
Reich zu erhalten“ (vgl. H. Goetting, S. 301). Ihr
Grab und der im frühen 12. Jh. hergestellte
Gedenkstein befinden sich in der Stiftskirche
St. Servatius zu Quedlinburg. Ihre Quedlinbur-
ger Münzprägungen zeigen auf der einen Seite
ihr Bild, auf der anderen das des königlichen
Bruders, allerdings gibt es offenbar keinen
erhaltenen Fundnachweis.
L: H. Dannenberg, Die dt. Münzen der sächsischen u.
fränkischen Kaiserzeit, 5 Bde, 1876-1905 (Nachdruck
1967), S. 242f., Taf. XXVI, Nr. 615; D. Menadier, Die
Münzen und das Münzwesen der dt. Reichsäbtis-
sinnen im Mittelalter, 1915, S. 28f.; V. Jammer, Die
Anfänge der Münzprägung im Hzgtm Sachsen (10. u.
11. Jh.), 1952, S. 69f.; Goetting, S. 300f.; K. Kronen-
berg, Die Äbtissinnen des Reichsstifts Gandersheim,
1981, S. 36ff., Abb. Gedenkstein; M. Black-Veldtrup,
Kaiserin Agnes, 1995, S. 11ff., 219-235 u. pass. – B:
Abb. des Grabsteins bei E. Schubert, Stätten säch-
sischer Kaiser, 1990, S. 58 und 59.
C. Ehlers
Adelheid IV.,
Äbtissin
* ca 1130 als Adelheid von Sommerschenburg
† 01.05.1184, Äbtissin von Gandersheim und
Quedlinburg.
A. war die Tochter des Pfalzgrafen Friedrichs
II. von Sommerschenburg und seiner Gemahlin
Liutgard von Stade und damit Schwester des
letzten sächsischen Pfalzgrafen aus der Familie