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nier, und Annas von Habsburg, war in erster
Ehe mit Woldemar von Brandenburg aus der
älteren Linie der Askanier (†1319) verheiratet.
Aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor.
Ende 1319 heiratete sie den Welfen
Otto den
Milden, Hzg zu Brsg. Der päpstliche Dispens
wegen Verwandtschaft im vierten Grad datiert
vom 10. Dezember 1320. Sie hatten eine Tochter
(Agnes, †1371). A. behauptete die Alt- und Mit-
telmark als Leibzucht aus ihrer ersten Ehe
gegen die Ansprüche des ältesten Askaniers,
Hzg Rudolf von Sachsen-Wittenberg. In einem
Vergleich mit König Ludwig erreichten A. und
Otto am 4. Mai 1323, dass Otto die Altmark mit
den Städten Salzwedel, Stendal, Tangermünde,
Gardelegen und Osterburg nach A.s Tod zu
eigen haben sollte. Dafür verzichtete A. auf die
Mittelmark mit Berlin, Spandau, Mittenwalde,
Liebenwalde, Köpenick und Landsberg sowie
den Herrschaften Rathenow und Teltow. Zur
Wahrung des Landfriedens in der Altmark
setzte Otto der Milde 1328 im Zusammenwir-
ken mit Otto dem Strengen im benachbarten
Lüneburg ein aus jeweils zwei Rittern der Alt-
mark und des Fürstentums Lüneburg bestehen-
des Schiedsgericht ein. Otto und A. nannten
sich 1329 Herr und Herrin der Alten Mark und
prägten damit den Namen Altmark. Nach A.s
Tod konnte Otto die Altmark gegenüber dem
neuen, wittelsbachischen Markgrafen von Bran-
denburg nicht behaupten. Nach einer militä-
rischen Niederlage erklärte er 1343 gegen eine
Geldzahlung seinen Verzicht.
L: Havemann, S. 433f.; O. v. Heinemann, Gesch. von
Brsg und Hannover 2, 1886/1975, S. 68f.; J. Schultze,
Die Mark Brandenburg 2, 1961, S. 12, 15f., 22-35, 55,
61ff.; I. Materna/W. Ribbe (Hrsg), Brandenburgische
Gesch., 1995, S. 134-139; Jarck/Schildt, S. 240f.
G. Pischke
Agnethler,
Michael Gottlieb, Dr. phil., Prof.
* 19.07.1719 Hermannstadt (Sibiu) † 15.01.1752
Helmstedt, Naturwissenschaftler und
Numismatiker.
Sein Vater Daniel A. war Rektor der Schule
und Pfarrer zu Gerhardsau/Siebenbürgen.
Schon früh verlor er seine Eltern. A.
studierte ab 1742 an der Universität Halle
Theologie, Philosophie, Mathematik und
Geschichte. Seiner schwachen Gesundheit
wegen widmete er sich ab 1746 dem Studium
der Medizin (Arzneikunst) und wurde 1750
promoviert. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied
der Kaiserlichen Akademie der Naturforscher
Leopoldina und folgte im Herbst desselben Jah-
res einem Ruf als o. Prof. der Beredsamkeit,
Altertümer und Dichtkunst an die Universität
Helmstedt. Er galt als tüchtiger Philologe und
vor allem als bedeutender Numismatiker.
Wenige Wochen nach seiner Antrittsvorle-
sung in Helmstedt starb er an der Schwind-
sucht. So ist es zu erklären, dass in den Vorle-
sungsverzeichnissen keine Vorlesung von ihm
angekündigt ist. Mit ihm starb die männliche
Linie seiner Familie aus. Prof.
Joh. Benedikt
Carpzov hielt seine Leichenpredigt. Die Univer-
sität regelte seinen Nachlass. Bücher aus sei-
nem früheren Besitz sind noch heute an dem
großen sehr schönen Wappen-Exlibris zu erken-
nen. Es ist wohl dem Einfluss A.s zu verdanken,
dass 18 Studenten aus Siebenbürgen nach
Helmstedt kamen, davon acht aus Hermann-
stadt, die hier Theologie studierten. Neben
numismatischen Schriften trat. A. besonders
als Herausgeber der vier wichtigsten Schriften
Linnés hervor (Systema Naturae. Fundamenta
Botanica, Bibliotheca Botanica, Classes Plan-
tarum).
L: ADB 1, S. 140; DBE 1, S. 52; Artikel Agnethler,
Michael Gottlieb in: J. Trausch, Schriftsteller-Lex.
oder biogr.-literarische Denkblätter der Siebenbürger
Deutschen, 1868, Bd I, S. 9-15 (mit Verz. s. Veröff.); J.
Szinnyei, Magyar irok eleve es munkai, Bd I., Kötet,
Achss-Bzenski, 1891, S. 81-83 (mit Schriftenverzeich-
nis A.s).
R. Volkmann
Agnieszka
16. Jh., Hofzwergin, Hoffräulein.
Als die polnische Königstochter
Sophie mit
ihrem etwa 500-köpfigen Hochzeitsgefolge im
Februar 1556 von Warschau nach Wolfenbüttel
reiste, um mit Hzg
Heinrich d.J. zu Brsg-Wol
vermählt zu werden, wurde sie auch von der
Zwergin A. begleitet. A. kehrte nach der Hoch-
zeit Sophias nicht nach Polen zurück, sondern
blieb im Wolfenbütteler Schloss und nahm dort
als Vertraute, Hofdame und Sekretärin der
Hzgin eine herausgehobene Position ein. Für sie
muss die neue Umgebung im Vergleich zum
glanzvollen Hof in Krakau zunächst schockie-
rend gewesen sein, denn die Stadt Wolfenbüttel
war durch Truppen des Schmalkaldischen