Seite 21 - Brocken

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Mons Bructerus, in der Volkssprache auch
Blocksberg genannt, ist die höchste Kuppe des
Harzes, 1142 Meter hoch, nach neuesten Land-
vermessungen exakt 1 140,80 Meter. Der
Brocken liegt auf ehemals preußischem Gebiet
in der damaligen Grafschaft Stolberg-Wernige-
rode, rund 880 Meter über der nur 8 km ent-
fernten Ebene von Ilsenburg. Er ist der Mittel-
punkt des nach ihm genannten Brockengebirges,
das etwa 110 qkm bedeckt und die Hauptmasse
des Oberharzes bildet.
Der Brocken erhebt sich in Form eines Kugel-
segments, jedoch näher am Nordrand des Ge-
birgsplateaus als am Südrand und auf der Nord-
seite beträchtlich steiler abfallend als auf der
südlichen. In der Umgebung des Brockens liegen
die Heinrichshöhe (1044 m), der Königsberg
(1029 m), der Wurmberg (968 m) und der
Achtermann (926 m). In vielen Spalten und Zer-
klüftungen im Granitgestein sammeln sich
Sickerwässer, die verschiedene Bäche und
Flüsschen entspringen lassen, wie beispiels-
weise die Oker, Radau, Ecker, Ilse – sie alle
fließen zur Weser –, sowie Holzemme und Bode,
die zur Elbe fließen.
Seine Entstehung verdankt der Brocken einer
Erhebung des Granits, der die Schichtung des
Übergangsgebirges, welche die Masse des
ganzen Harzes ausmacht, hob, sprengte und auf-
brach. Die Granitmasse des Brockens wird von
den Übergangsgebirgen (Gneis, Glimmer, Ton­
schie­fer und Grauwacke) mantelförmig um-
lagert. An Erzlagerstätten ist der Brocken arm;
der Erzreichtum des Harzes ist nur in den Über-
gangsgebirgen zu finden. Dagegen umlagern den
Berg, besonders im Westen, ungeheuere Torf-
moore, die allerdings schon gegen Ende des
19. Jahrhunderts nicht mehr abgebaut wurden.
Der Brocken spielt in der Sagenwelt Nord-
deutschlands eine bedeutende Rolle. Als das
Christentum in diese Gegend vordrang, blieb
die Brockenhöhe noch lange der Ort, wo man
vermutlich den alten Göttern im Geheimen
opferte.
Besonders fand am 1. Mai, als dem größten
Festtag des alten Glaubens, viele Jahre hin-
durch in manchen Gegenden des Harzes ein
geheimnisvoller, von den christlichen Priestern
als gotteslästerlich verschriener Kultus statt.
Daraus entstand, allerdings sehr viel später, die
uralte Sage vom Teufelsspuk auf der Brocken-
höhe, die, als im 16. und 17. Jahrhundert der
Glaube an Hexerei die Geister beherrschte, Ver-
anlassung gab, den Brocken als Schauplatz der
unheimlichsten Feste zu betrachten. Die erste
Mainacht (Walpurgis) wurde der Hauptfeier ge-
widmet, und die Besessenen aller Länder
trieben dann hier oben ihr Unwesen. Nach-
klänge dieser Feier leben noch als Sage und
Märchen im Volke fort. Und seit einigen Jahr-
zehnten heißt es wieder:
„Laßt uns nach dem
Blocksberg zieh‘n…“,
die Touristikbranche hat
Hexen und Teufel wiederentdeckt.
Seit wann es die Walpurgisfeiern auf dem
Brocken gibt, ist nicht genau nachzuweisen. Der
Ursprung der Walpurgisnacht liegt in den Früh-
lingsfeiern der Germanen und Kelten und kenn-
zeichnet den offiziellen Sommeranfang am
Hexen und Teufel laden zum Tanz
Überall im Harz tanzen in der Walpurgis-
nacht die Hexen.