Seite 7 - Brocken

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„Der deutscheste aller Berge“
(Heine)
Wenngleich die Braunschweiger meinen, der
Brocken sei ihr
„Hausberg“
, so zeugt das zwar
von einer großen Verbundenheit zum Blocks­
berg, wie er einst hieß, doch zum Braun-
schweiger Land hat er nie gehört. Er lag auf
preußischem Gebiet, wurde allerdings vom
Herzogtum Braunschweig nahezu umschlossen.
Der Kreis Blankenburg, der von Derenburg im
Norden bis nach Eisfeld im Süden reichte, und
von Thale im Osten bis nach Braunlage im
Westen, sowie der Kreis Wolfenbüttel imWesten
– die Ecker war die Grenze –, umschlossen das
Brockengebiet.
„Im Harz ist der Teufel los. Auf Schritt und Tritt
stößt man auf ihn: Teufelsmauer, -mühle, -bach,
-brücke, -grund, -eck, -loch, -kanzel.“
So be-
schreibt C. D. Friedrichs in
„Gestrandete Hoff­
nung“
den Harz mit seinem höchsten Berg. Und
er fährt fort:
„Zwischen schroffen Granitklippen
schlängelt sich die Tannen-Teufelskralle, ein Bär-
lauchgewächs. Auf Bergwiesen und Triften blüht
lang, ährig, weiß oder aber tiefblau und kugelig
die Teufelskralle, jungfernmarienblau der Teufels-
abbiss. Das Wetter kann dem Wanderer einen ver-
teufelten Streich spielen, so dass er vor lauter
Dunst und Brühe den Weg verliert. Wer hierher
kommt, muss gegenwärtig sein, dass er sich mit
dem Teufel einlässt. Schon die Form des Gebirges
auf der Karte sieht aus, als hätte der Teufel seine
Schuhsohle verloren.“
Im Harz ist der Teufel los, wenn bei schönem
Wetter Wanderer und Bergfahrer in dieser
Urlaubsregion auf dem Brocken angekommen
sind. Der Harz ist rund 92 km lang und bis zu
33 km breit. Und der Brocken ragt mit seinen
1142 m über alle Gipfel hinaus.
Der sagenumwobene Brocken wurde wohl
erstmals im Jahre 1560 bestiegen. Zunächst
waren es Gelehrte, die sich weder vor Teufel
noch vor Hexen fürchteten. Schon 1591 zog es
gar einen Fürsten hinauf auf den Gipfel: Her-
zog Heinrich Julius.
Der Fremdenverkehr unserer Zeit, der unter
der Zerschneidung des Gebirges durch die ehe-
malige Grenze zur DDR litt, ist inzwischen zur
Haupteinnahmequelle der Harzer Bevölkerung
geworden.
Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn
der Brocken nicht auch künftig viele naturver-
bundene Wanderer anziehen würde. Dieses
Buch will zum einen Geschichte vermitteln,
zum anderen aber Lust auf einen Besuch dieses
besonderen Berges machen. Ein Ausflug mit der
Brockenbahn von Wernigerode aus auf den
höchsten Gipfel Norddeutschlands ist ein nos­
talgisches Erlebnis für jung und alt. Und wie
wär‘s mal mit einer Wanderung? Ludwig Uhland,
der natürlich auch auf dem Brocken war, drückt
es so aus:
Den Sänger zu besingen,
Der solche Lieder singt,
Das müßte heller klingen,
Als meine Stimm‘ erklingt.
Doch mag ich wohl den Weiten
Mit Wünschen ihn begleiten
Ob‘s auch zu ihm zu dringen,
Nicht einem jeh gelingt.
Ich seh‘ ihn wandern, klimmen
Den Felsensteig hinan,
Ihn säuseln Waldesstimmen:
„Willkommen, Wandersmann!“
Die Wipfel und die Quellen,
Die Lüft‘ und Düfte schwellen,
Und durch die Waldnacht glimmen
Ihn lichte Schimmer an.
Vorwort