Seite 14 - Fallersleben

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Im Spiegel der Zeit
Hildesheim hier Rechte. Am Ende des Mittelalters aber
und dann für lange Zeit gehörte Fallersleben zur
welfischen Welt, die im 18. und frühen 19. Jahrhundert
als Königreich Hannover zu einem kontinentalen
Außen­posten Großbritanniens mutierte. Die Hohen-
zollern und ihr preußischer Macht- und Militärstaat
beendeten dann am Vorabend der deutschen Reichs-
gründung kaltblütig die welfische Staatlichkeit.
Wir wissen nicht, wann genau in Fallersleben die
Burg, das spätere Schloss, erbaut wurde. Die ersten
Nachrichten über eine Burganlage stammen aus der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, als sich Fallers-
leben unter welfischer Herrschaft befand. Und ebenso
undeutlich ist auch unser Bild von der Architektur: Vom
mittelalterlichen Schloss hat der Brand während der
Hildesheimer Stiftsfehde (1519 bis 1523) nichts übrig
gelassen. Die schier unendlichen Konflikte und Besitz-
veränderungen, Verpfändungen und Verkäufe be-
treffend Schloss und Herrschaft Fallersleben wäh­rend
Hochmittelalter und der frühen Neuzeit nachzuzeich­
nen, ist nur akribischen Sozialhistorikern möglich. Dem
modernen Interesse muss das Fazit genügen, dass die
Menschen unterhalb der feudalen Oberschichten nur
Objekte aller Macht- und Besitzkämpfe sein konnten.
Witwenresidenz, ein Kapitel für sich:
Historische
Individualität bekam Fallersleben deutlich erst in der
Zeit der Herzogin Clara. Aus der Herzogsfamilie von
Sachsen-Lauenburg stammend, wurde Clara 1547 Ge-
mahlin des Welfen-Herzogs Franz von Braunschweig-
Lüneburg-Gifhorn. Der starb schon 1549. Mit zwei
kleinen Töchtern zog die Witwe 1550 ins bescheidene
Fallersleben, wo kein Gehäuse als würdige Residenz
bereitstand. Clara ließ die Schlossruine aufbauen,
vielleicht aber auch ein ganz neues Gebäude aufführen.
Und sie kümmerte sich um den Ort, der ihre Heimat
geworden war. Fallersleben nahm einen bedeutenden
Aufschwung durch die energische Herzogswitwe. Clara
erließ eine Markt- und Münzordnung und baute als
überzeugte Anhängerin der Reformation die Kirche aus.
Und über diese regionale Aktivität hinaus pflegte sie
Links:
Statue der Herzogin Clara in der Schloss-
kapelle Gifhorn.
Unten:
Die Witwenresidenz der Herzogin Clara.