Seite 22 - Fallersleben

Basic HTML-Version

34
Schätze der Natur
JÜRGEN SCHRÖDER
Als Schätze der Natur werden heute Flächen oder
Einzelobjekte in der freien Landschaft bezeichnet, die
wegen ihrer Schönheit oder besonderen Wertes heraus-
ragen. Im Raum Fallersleben sind viele solcher Schätze
zu finden. Nach dem Leitspruch „Nur was man kennt,
schätzt man auch“, sollen sie hier vorgestellt werden.
Wer heute in Fallersleben vom Glockenberg nach
Norden schaut, blickt in das weite, vom eiszeitlichen
Schmelz- und Flusswasser geschaffene Urstromtal der
Aller. Weiter nördlich schließt sich die Geest an, eine
von sandigen und lehmigen Ablagerungen der ver-
schiedenen Eiszeiten geprägte Landschaft.
Der Ort selbst wurde flutsicher am aufsteigenden süd-
lichen Rand des Urstromtales, im Übergang zum geo-
logisch viel älteren Ost-Braunschweigischen Hügelland
gegründet. Die südlich des Ortes vorhandenen über­
sandeten Geschiebelehme waren für die Ortsgründung
von großer Bedeutung. Sie konnten als Ackerflächen ge-
nutzt werden. Das Aller-Urstromtal mit seinen Mooren,
armen Sanden, hohen Grundwasserständen und regel-
mäßigen Überschwemmungen war dagegen für die Land-
wirtschaft ungeeignet und blieb deshalb über Jahr-
hunderte einer fast natürlichen Entwicklung überlassen.
Heute haben diese Landschaftsteile einen so hohen
Wert, dass sie EU-Schutznormen wie „Natura 2000“
unterstehen. „Natura 2000“ ist die offizielle Bezeich­
nung für ein Netz von Schutzgebieten, das innerhalb
der Europäischen Union errichtet wird. Seit der Um-
setzung in nationales Recht im Jahr 1998 hat sich auch
Deutschland verpflichtet, Gebiete von gemeinschaft-
lichemWert durch ein nach einheitlichen Kriterien aus-
gewiesenes Schutzgebietssystem dauerhaft zu schützen
und zu erhalten. Gebiete, die schon vorher auf der
Grundlage nationalen Rechts ausgewiesen wurden,
sind in dieses Schutzsystem zu integrieren. Für den
Raum Fallersleben sind folgende Gebiete mit unter-
schiedlichem Schutzstatus zu nennen:
Name
Status Verordnung
vom
Größe ha /
Gesamtgröße
Düpenwiesen
NSG 09.01.1978
119
Südliche
Düpenwiesen
NSG 26.09.1985
70
Barnbruch
NSG 24.06.1986
630 (1.200)
Ilkerbruch
NSG 10.08.1989
125
Allertal-
Barnbruch
LSG 10.02.1939
150 (3.400)
13 Eichen
ND
Nachfolgend werden die 4 Naturschutzgebiete und das
Naturdenkmal 13 Eichen genauer betrachtet. Auf die Be-
schreibung des Landschaftsschutzgebietes Allertal-
Barnbruch kann verzichtet werden, da dessen Inhalte mit
denen der Naturschutzgebiete fast deckungsgleich wären.
Naturschutzgebiet Düpenwiesen
Das Gebiet der Düpenwiesen ist das älteste Natur-
schutzgebiet im Barnbruch, in seiner Ausprägung aber
erst wenige Jahrzehnte alt.
Es entwickelte sich, als Bauern die früher genutzten
Wiesenflächen aufgaben. Die Folge war eine stark
differenzierte Vegetation aus Großseggenrieder, Woll-
grasbeständen und verstreut über die Fläche stehenden
Bäumen und Weidengebüschen.
Schon im Jahr 1969 schlug das Niedersächsische
Landesverwaltungsamt die Ausweisung dieses Gebietes
als Naturschutzgebiet vor. Es kam aber alles ganz anders.
Im Januar 1974 teilte das Volkswagenwerk der Stadt
Wolfsburg die Absicht mit, die Fläche zwischen der
Bun­desstraße 248 und demWeyhäuser Weg für „indus­
trielle Zwecke“ in Terrassenstufen bis auf eine Höhe
von 20 Metern aufhöhen zu wollen.
Es stellte sich schnell heraus, dass hier keine Auf­
höhung zu Bauzwecken (Werkserweiterung), son­dern
Schätze der Natur: Naturschutzgebiete im Raum Fallersleben