Seite 35 - Fallersleben

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Auf den Spuren der Geschichte
Fachwerkhaus vom Holzschuhmacher-Meister (Pan­
tinen­macher) Fritz Schwarz. Der Engelsche Hof (Markt-
straße 15) war einmal ein Ackerbürgerhof. Es ist ein
repräsentativer zweistöckiger Fachwerkbau mit Vor-
kragung des Obergeschosses, das teilweise erkerartig
ausgebildet ist. Im ehemaligen Wirtschaftsteil befindet
sich eine Querdieleneinfahrt.
Wir gehen am Engelschen Hof vorbei die Markt-
straße herunter. Aufmerksamkeit verdient u.a. das Haus
Marktstraße 11. Es ist ein giebelständiges Kleinbürger-
haus, das um 1500 erbaut wurde. Im 16. Jahrhundert
hat es einen Umbau gegeben, im zeitge­nössischen Stil
der Renaissance wurde ein Trau­fen­haus davor gesetzt.
Das Haus wird seit 2009 von einem jungen Ehepaar
originalgetreu und aufwendig reno­viert.
Vom Renaissance-Haus Marktstraße 11 bis zur Ein-
mündung in die Bahnhofstraße ist es nur ein kurzes
Stück zu gehen. Auf der rechten Seite befindet sich das
ehemalige Rathaus (Bahnhofstraße Nr. 17). 1797
wurde das Rathaus an der Stelle neu gebaut, an der
sich schon vorher (seit 1608) das erste Rathaus befand,
Das Rathaus diente dem Rat als Sitzungslokal und dem
„Publico“ als Gasthaus. Als der Rat des Fleckens Fallers-
leben das Rathaus im Jahr 1939 verkaufte, machte er
zur Bedingung, dass ein Schrank mit Akten und dem
Archiv der Gemeinde dort stehen bleiben sollte. Bei
dem „Archiv“ handelte es sich wohl um das Ratsbuch
von 1547, das bis heute erhalten ist.
Auch das Haus Bahnhofstraße 15 ist sehens- und
erwähnenswert. Es wurde vor ca. 25 Jahren abgerissen
und originalgetreu wiederhergestellt. Das Ursprungs-
haus wurde um 1650 von Heinrich Aussau, der bis
dahin Cornett in des Herzogs Leibkompanie war, er-
richtet.
Gegenüber der Einmündung in die Kampstraße
steht ein beachtenswertes Fachwerkhaus (Bahnhof-
straße Nr. 23). Rischebode jun. erhielt von Herzog
Christian für dieses Haus das Recht, dort Gardelegener
Garley-Bier auszuschenken. Auch Pferde konnten ge-
wechselt werden. Kutscherhaus und Stall sind noch er-
halten und zu Wohnraum umgebaut worden.
Wir gehen die Bahnhofstraße in Richtung Süden
zurück. An der Ecke Bahnhof-/Westerstraße befand
sich dort, wo heute ein Textilgeschäft steht, lange Zeit
ein sehr schönes Fachwerkhaus (Drogerie Walkerling).
Daneben befand sich seit vielen Jahrhunderten eine
Wasserstelle für Mensch und Vieh; später eine
öffentliche Bekanntmachungstafel. Neben dem Park-
haus fällt ein aus Sandsteinen erstelltes Wohn- und Ge-
schäftshaus auf, in dem sich von 1819-1900 eine Schule
befunden hat. Über der Eingangstür ist noch heute zu
lesen: „Was nützt die Wissenschaft, wenn nicht vereint
mit Tugend, sie uns durchs Leben zu dem Himmel
führt.“ Gegenüber der Germania-Statue, die an den
deutsch-französischen Krieg in den Jahren 1870/71 er-
innert, gab es bis ins späte Mittelalter einen Gänse-
markt.
Im „westlichen“ Bereich des Denkmalplatzes be-
findet sich ein weiteres Gebäude, das Interesse ver-
dient. Das relativ aufwendig durch Schnitzwerk verzierte
Haus (Westerstraße 1) an der südlichen Straßen­seite
fällt, wie das Haus Marktstraße 11, durch vorkragende
Oben:
Marktstraße 15, früher Engelscher Hof.
Unten:
Marktstraße 11.