Seite 59 - Fallersleben

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Das Fallersleber Ratsbuch
ist und das von Hoffmann von Fallersleben trans­kri­
biert wurde.
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Es folgt auf Seite 4 die „Insigna senatus Fallerlebensis“
mit dem kolorierten Stadtwappen, das in einem
lateinischen Gedicht des Fallersleber Lehrers Johann
Christiani im Dezember 1616 beschrieben wird.
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Die
Übertragung des Gedichtes ins Neuhochdeutsche
stammt ebenfalls von Hoffmann von Fallersleben. Das
Interesse des Dichters an der Stadtgeschichte und nicht
zuletzt an dem Ratsbuch liegt in der Tatsache be­
gründet, dass sein Vater Heinrich Wilhelm seit 1801
Bürgermeister von Fallersleben war.
Von dem damaligen Göttinger Studenten Hoffmann
von Fallersleben selber stammt die Niederschrift der
„Rede des Amtmannes Franck bei der Fahnenweihe, so
gehalten auf dem Amtshofe zu Fallersleben“ aus dem
Jahre 1817 in das Ratsbuch.
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Die ersten knapp 50 Seiten des Buches umfassen
Einträge zwischen 1547 und dem Jahre 1600. Darunter
wird von einem Vorkommnis berichtet, das sich
zwischen Herzogin Clara von Braunschweig-Gifhorn
und einem Rosshändler zugetragen hat. Der Ross­
händler hatte sich im August 1562 mit seinen Pferden
widerrechtlich in der Stadt aufgehalten, woraufhin die
Herzogin als Bußgeld ihm vier seiner Fohlen wegnahm,
von denen sie zwei selber behielt und die anderen
beiden dem Rat übereignete.
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Die Seiten 46 bis ca. 301 umfassen den Zeitraum
des 17. Jahrhunderts und weisen die gesamte Band­
breite des eingangs erwähnten bunten Durcheinanders
an Informationen auf, die als charakteristisch für diese
Quellengattung angesehen werden kann. So finden wir
hier Namenslisten mit vermerkten Zinszahlungen,
Testament, Verträge unterschiedlicher Art, Rechts- und
Kaufangelegenheiten, Einträge zur Verleihung des
Bürgerrechts, Hude- und Weideberechtigungen sowie
Hinweise auf Baumaßnahmen unterschiedlicher Art.
Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erfährt
man, dass im Jahre 1627 die kaiserlichen Truppen
Fallersleben plünderten und dass dabei vier Bürger der
Stadt gefangen und auf Befehl des Feldmarschalls Tilly
vor dem Westertor gehängt wurden.
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Dieser Überfall
stand in engem Zusammenhang mit dem nieder­
sächsisch-dänischen Krieg 1624-1629
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, in dessen Ver­
lauf sich die Kriegshandlungen in das niedersächsische
Gebiet ausdehnten und es 1626 zur Schlacht bei Lutter
am Barenberg kam.
Tilly besiegte in dieser Schlacht das protestantische
Heer des dänischen Königs Christians IV., der als Her­
zog von Holstein Reichsfürst des Heiligen Römischen
Reiches und Oberst des Niedersächsischen Reichs­
kreises war. Der Sieg über das dänische Heer machte
1626/1627 für die Truppen Tillys und Wallensteins den
Weg frei, in zwei getrennt voneinander geführten
Zügen bis nach Ostfriesland und nach Mecklenburg
und Pommern vorzustoßen und auf diese Weise Nord­
deutschland sowie Teile des dänischen Festlandes zu
besetzen. Auf ihrem Marsch dorthin mussten mehrere
niedersächsische Orte die Einquartierungen der
Truppen erdulden, vermutlich auch Fallersleben. Der
am 22. Mai 1629 geschlossene Frieden von Lübeck
zwischen Kaiser Ferdinand III. und Christian IV.
markiert zwar das Ende des Krieges zwischen Däne­
mark und der kaiserlichen Seite
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, bedeutete aber nicht,
dass im norddeutschen und damit auch im Fallersleber
Gebiet Plünderungen und Brandschatzungen der unter­
schiedlichen Söldnerheere ihr Ende fanden, wie die im
Anhang wiedergegebenen Berichte aus den Jahren
1634 und 1636 zeigen. Dabei schienen die Überfälle
nicht nur politisch-religiös motiviert zu sein, sie dienten
allem Anschein nach auch zur Begleichung alter Feind­
schaften wie z. B. zwischen Braunschweigern und
Wolfenbüttelern.
Auch für die Baugeschichte Fallerslebens enthält
das Ratsbuch interessante Einträge, die in ihrem
vollen Umfang noch auszuwerten sind. So wird vom
neuen „Steinwegbau der gantzen Kampstraße“ im
Jahre 1776
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berichtet, ein Jahr zuvor vom Allerstrom-
Brückenbau. Dabei wird darauf hingewiesen, dass die
Brücke von den Zimmermeistern Thomas und Johann
Christian Mohrmann repariert wurde, die Kosten von
den Gemeinden Fallersleben und Weyhausen je zur
Das Ratsbuch:
543 Seiten Stadtgeschichte.