Seite 68 - Karl_und_Wilhelm_3

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Beamtenschaft, mit dem Offizierskorps, mit dem landbesitzenden Adel oder mit seiner
fürstlichen Verwandtschaft. Landbesitz war höher angesehen als Industriebesitz!
Herzog Wilhelm zählt zu den Herrschern mit der längsten Regierungszeit. Von
September
1830
, als er nach einem Hilferuf Braunschweiger Hofkreise aus Berlin
herbeigeeilt kam, bis zum Oktober
1884
, also
54
Jahre lang, stand er an der Spitze des
Herzogtums. Kein anderer seiner Vorfahren, kein gewählter, republikanischer Führer
kann sich einer derartig langen Regierungszeit in Braunschweig rühmen. Wilhelm hat
über
45
Jahre das Residenzschloss bewohnt, dessen Möblierung ganz auf seine „Jung-
gesellen-Bedürfnisse” abgestellt worden war, wie Viktoria Luise lakonisch festgestellt
hat, als sie von
1913
bis
1918
mit Ihrer Familie dort lebte.
„Die Braunschweiger und ihr Schloss”, ist eine lange und komplizierte Geschichte,
die hier nicht erzählt werden kann. Aber nur so viel: Im September
1830
anlässlich der
Vertreibung des Herzogs Karl wurde das Schloss erstürmt, angezündet und geplündert.
Es ist überwiegend ein Raub der Flammen geworden. Ein neuer Entwurf wurde vom
Baumeister Carl Theodor Ottmer angefertigt; erster Spatenstich und Verpflichtung von
800
Werkleuten für den Schlossneubau erfolgten bereits am
22
. Juni
1831
, verbunden
natürlich mit der Absicht, die Bauarbeiter, die sich bei der Erstürmung des Schlosses
besonders hervorgetan hatten, mit der Aussicht auf langjährige Beschäftigung zu
beruhigen.
Im Jahre
1837
, obgleich noch unvollendet, vom Herzog Wilhelm bezogen und bis
1884
bewohnt, dann von den Regenten Prinz Albrecht von Preußen, Herzog Johann Albrecht
von Mecklenburg und vom Herzog Ernst August bis
1918
genutzt, beherbergte es
314
Herzog Wilhelm
Prinz Ernst August und Caroline von Monaco,
1999