Seite 124 - Kirchenbuch

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Hans-Jürgen Enge l k i ng
tauften als (Entwicklungs-)Hilfe
zur „Menschwerdung“. Ihre Bil-
dungsarbeit (Missionsschulen)
war zugleich die Vorausset-
zung für die Annahme, das Ver-
ständnis und die Weitergabe
des Christentums. Im 19. Jahr-
hundert wuchs auch in
Deutschland das Interesse an
überseeischer Missionsarbeit.
Unter dem Einfluss der Erwe-
ckungsbewegung gründeten
sich zahlreiche Missionsgesell-
schaften: die Rheinische Mis-
sionsgesellschaft (reformiert),
die Basler Missionsgesellschaft,
die Norddeutsche Missionsge-
sellschaft, die Leipziger Mission
und die Neuendettelsauer Mis-
sion. Erste 1834/1838 gestartete
braunschweigische Initiativen von Pfarrer Wilhelm Brodkorb
(1806-1877) und dem Mathematiklehrer und Zimmermeister Die-
drich Krüger (1798-1864) zur Gründung von Missionsvereinen
scheiterten am notwendigen Konsens der herzoglichen Behör-
den.
Einer der engagiertesten Verfechter der Heidenmission unter den
Theologen in der braunschweigischen Landeskirche, August
Friedrich Wilhelm Beste (1817-1889), übernahm 1842 die Leitung
des Krügerschen Missionskreises. Beste teilte die These von der
kulturellen Überlegenheit des Christentums, mit dessen Hilfe die
Heiden von Kannibalismus, Polygamie, Blutrache, Götzendiens-
ten und der Verachtung der Frauen befreit werden konnten. Kurz
nach Einführung der Versammlungs- und Vereinsfreiheit konsti-
tuierte sich im August 1848 der (neulutherische) braunschweigi-
sche Missionsverein unter Leitung von Superintendent Gottlieb
Friedrich Wilhelm Bodenstein (1802-1877). Erst 1886 folgten die
kirchlich Liberalen mit der Gründung eines Zweigvereins des
Evangelisch-protestantischen Missionsvereins (Ostasienmis-
sion). Da das Konsistorium wegen der geringen Größe des Her-
zogtums eine eigenständige Mission nicht in Erwägung zog,
Abb. 4:
Wilhelm Beste
(1817-1889),
Fotonachweis:
Landeskirchliches
Archiv Wolfenbüttel