Seite 128 - Kirchenbuch

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Peter A lbrecht
tungen dienten zur Ausbildung von Religionslehrern, die Vorlesungen waren aber
wohl auch für andere Interessierte offen.
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Ähnlich wie der Lehrbetrieb an der Technischen Hochschule wurde auch die Ausbil-
dung der Volksschullehrer(innen) schon im Jahre 1945 wieder aufgenommen. Ein
Aufleben der Lehrerbildungsanstalt stand dabei ebenso wenig zur Debatte wie die er-
neute Eingliederung in die TH. Die Repräsentanten der neuen Anstalt sahen sich in
der Nachfolge der Pädagogischen Akademien und brachten ihren Anspruch, Hoch-
schule zu sein, schon durch die Wahl des Namens ‚Kant-Hochschule, Lehrerbildungs-
anstalt’ zum Ausdruck. Am 1. April 1946 erfolgte dann als eine der letzten Maßnah-
men der Regierung des Landes Braunschweig die Umwandlung in eine ‚Hochschule
für Lehrerbildung’, die Lehrenden erhielten die Bezeichnung Dozent.
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Es sollten noch
einige Jahrzehnte vergehen, bis in Niedersachsen die Lehrenden den begehrten Titel
Professor bekamen und die Pädagogischen Hochschulen Diplome verteilen durften
und ihnen das Promotions- und Habilitationsrecht zugesprochen wurde.
An der Braunschweiger Pädagogischen Hochschule wurden von vornherein Lehrer
für evangelischen Religionsunterricht ausgebildet. Im Zuge der Neuordnung der
Volksschullehrerbildung in Lande Niedersachsen waren sechs Pädagogische Hoch-
schulen vorgesehen, zwei davon simultan, je zwei evangelisch und katholisch gebun-
den. Braunschweig sollte dabei evangelisch gebunden sein. Daraus wurde jedoch
nichts, da die evangelischen Kirchen in Niedersachsen darauf verzichteten. Die ka-
tholische Seite erhielt den Zugriff auf die Pädagogischen Hochschulen in Alfeld, spä-
ter nach Hildesheim verlegt, und Vechta.
Angestoßen durch Lehrende an den Pädagogischen Hochschulen setzte sich mehr
und mehr das Fachlehrerprinzip auch in der Ausbildung der Volks- und Mittelschul-
lehrer durch. Besonders aktiv waren dabei zahlreiche in Braunschweig Lehrende. Ein
Meilenstein war dabei in Niedersachsen die Ausdehnung des Studiums von 4 auf 6 Se-
mester im Jahre 1951. Mit der Einführung des Wahlfaches ‚Evangelische Religion’ in
Anlehnung an die Bezeichnung des betreffenden Schulfaches setze eine verstärkte
wissenschaftliche Orientierung des Studiums ein. Reinhard Dross (*1931) beschreibt
die Situation wie folgt: „In der Nachkriegszeit war der Unterricht sehr kirchlich orien-
tiert. Von den Religionslehrern wurde erwartet, daß sie sich in ihren örtlichen Kir-
chengemeinden engagierten und in den Schulen ein Gegenwicht zur Bewertung der
SchülerInnen nach ihren Leistungen bilden sollten. Die Kirchenverbundenheit drück-
te sich aber auch darin aus, dass an vielen Orten Arbeitsgemeinschaften von Pfarrern
und Lehrern bestanden: in ihnen hat für viele Religionslehrer de facto eine nicht zu
unterschätzende praxisbezogene theologische Fortbildung stattgefunden.“
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Die gene-
relle Entwicklung weist Helmuth Kittel (1902-1984) mit seiner programmatischen
Schrift ‚Vom Religionsunterricht zur Evangelischen Unterweisung’ auf.
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