Seite 146 - Kirchenbuch

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ten. Auch vom Konsistorium wurde der Musiker daraufhin „vor
der Hand“ vertröstet.
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Die Kombination des Organistenberufes mit dem des Lehrers
war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sehr häufig anzutreffen.
So kann beispielsweise die Kirchengemeinde St. Mariae-Jacobi
in Salzgitter-Bad das Amt des Lehrerorganisten lückenlos von
1571 bis 1925 nachweisen.
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Darüber hinaus waren Organisten
auch „Opferleute“, Lektoren und Küster und für Arbeiten wie Glo-
ckenläuten, für die Bereitstellung von Taufwasser oder von Altar-
kerzen verantwortlich.
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Bis zum Einzug der Elektrizität in den Orgelbau waren Bälgetre-
ter oder Kalkanten neben den Organisten für das Erklingen der
Instrumente unentbehrlich, weil sie für die Windversorgung beim
Orgelspiel sorgten. 1767 erhielt der Kalkant in Klein Winnigstedt
von der Kirchengemeinde Geld und darüber hinaus, weil der
Lohn so gering war, 1 Laib Brot von jedem Hauswirt der Gemein-
de. Interessanterweise musste der Pfarrer beim Konsistorium
nachfragen, ob er die Vergütung für den Kalkanten aus der eige-
nen (!) Gemeindekasse vornehmen durfte.
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Als 1865 der Kalkant
in Bad Gandersheim starb, übte seine Witwe das Amt des Bälge-
Abb. 4:
Orgelwerkstatt
(Kupferstich: Schnitt
durch die französische
Orgel des 18. Jahr-
hunderts nach Dom
Bédos de Celles), aus:
Friedrich Jakob, Die
Orgel, Bern 1976,
S. 51.