Juden und di e braunschwe i g i sche Landesk i rche im Mi t te l a l ter
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denfeindlichen Positionen. 1545 unterstützten Superintendent Ni-
kolaus Medler (1502-1551) und das Geistliche Ministerium der
Stadt das langjährige 1546 erfolgreiche Bemühen der Gilden, die
Juden zu vertreiben. Den interessengeleiteten Betreiben der Gil-
den lieferte die Geistlichkeit unter Berufung auf Luther die Legiti-
mation.
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Judenfeindlich äußerten sich die juristischen und geist-
lichen Fakultäten der Universität Helmstedt Ende des 16. und
Anfang des 17. Jahrhunderts, als sie dem Rat der Stadt Hannover
empfahlen, die Schutzbriefe für die Juden nicht zu erneuern. Den
Herzog in Wolfenbüttel warnten sie vor diesen „schlangengiffti-
gen, verblendeten und ergerlichen leuten, die uns Christen mehr
als spinnefeind sind [...] den Herren Christus und die Gottesmut-
ter täglich blasphemieren.“
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Letztlich fügten sie sich aber dem
herzoglichen Willen zur Ansiedlung, da auch „mit Türken, Tarta-
ren und heidnischen Völkern“ Handel getrieben werde.
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JUDEN IM ABSOLUT ISMUS
Der absolutistische Staat änderte die diskriminierende Rechtsun-
sicherheit für die Juden nicht. Die Austreibungsedikte von 1553
und 1557 waren formal nicht aufgehoben, eine landesweit gelten-
Abb. 2 (links):
Martin Luther
(1483-1546),
Zur 300-jährigen
Reformationsfeier in
Braunschweig, 1928,
Lithografie von Oehme
& Müller, Quelle:
Landeskirchliches
Archiv Wolfenbüttel
Abb. 3 (rechts):
Martin Luther, Von den
Juden und ihren
Lügen, in: Martin
Luther, Der achte Teil
und letzte aller Bücher
und Schrifften des
thewren seligen Mans
Gottes / Doctoris
Martini Lutheri / vom
42. Jar an / bis auff
seinen christlichen
Abschied aus diesem
Leben / und dasselbe
Jar vollend hinaus /
bis auffs 47. ge-
schrieben / und im
Druck ausgangen /
Jhena 1558,
Landeskirchliches
Archiv Wolfenbüttel,
Bibliothek