Seite 109 - Luftfahrtgeschichte

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Die Segelflugabteilung des Post-SV
„Blau-Gelb“ Braunschweig
Von Wolfgang Steinhorst
Erste Anfänge
Die Salzdahlumer Straße in Wolfenbüttel beginnt am Neuen Weg, der Bun-
desstraße 4. Sie führt über einen guten Kilometer in östlicher Richtung
bergauf zur Stadtgrenze. Hier befand sich in früherer Zeit ein Exerzierplatz.
Auf dem nördlichen Teil wurde 1936 eine Luftwaffenkaserne erbaut. Nach
dem Krieg lagen hier englische Einheiten. Heute ist sie imWesentlichen von
Instituten der Fachhochschule Wolfenbüttel belegt.
Der südliche Teil, rechts von der Straße, lag 1953 brach. Er war schlecht
planiert. Es gab noch Bombentrichter. Trotzdem waren die Segelflieger des
Post-Sportvereins „Blau-Gelb“ Braunschweig froh, die Genehmigung zur
Nutzung dieses Geländes als Segelf lugplatz zu erhalten. Etwas verspätet
folgte Wolfenbüttel damit dem Beispiel vieler deutscher Städte, Truppen-
übungsplätze zu Flugplätzen umzufunktionieren. Leider stand dieser Flug-
platz den Segelfliegern nur für kurze Zeit zur Verfügung. Das Gelände wur-
de gebraucht. Es ist heute weitgehend überbaut und geriet als Flugplatz in
Vergessenheit. Heute fliegen die Segelflieger aus Wolfenbüttel auf dem Flug-
platz Große Wiese im Südosten der Stadt.
Im Hochsommer 1953 war auf dem Wolfenbütteler Exerzierplatz an den
Wochenenden reger Flugbetrieb. Gestartet wurde von einer Winde. Für die
Anfängerschulung wurde ein Schulgleiter SG 38 verwendet. Ein Doppelsit-
zer stand damals für die Ausbildung noch nicht zur Verfügung, deshalb wur-
de – der Vorkriegstradition entsprechend – einsitzig geschult. Den Fortge-
schrittenen stand ein Grunau-Baby III zur Verfügung.
Eine alte Feldscheune diente als provisorischer Hangar. Feldscheunentore
sind für Mähdrescher ausreichend breit, aber für Flugzeuge reicht das nicht.
Sie mussten deshalb morgens auf- und abends abgerüstet werden – zumindest
teilweise. Das war aber nicht die einzige Vorbereitungsarbeit für den Flugbe-
trieb.
Das Telefonkabel zwischen Start und Winde war stets neu zu verlegen,
und das Seilrückholfahrzeug musste zum Leben erweckt werden. Dieses war
am Anfang ein altes Motorrad ohne Seitenwagen, das für diesen Zweck denk-
bar ungeeignet war. Es sprang kalt sehr schlecht an und musste in der Regel
unter Ausnutzung des Gefälles der Salzdahlumer Straße mühevoll angescho-
ben werden.