Seite 35 - Luftfahrtgeschichte

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DIE VERKEHRSLUFTFAHRT IN DER BRAUNSCHWEIGER REGION
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mitgereisten zwei Journalisten machten deutlich, dass der Passagierverkehr
noch keine Rolle spielte. Auch das Luftpostaufkommen war noch relativ ge-
ring im Gegensatz zu Zeitungs- und Luftfrachtversand. Der Luftpostbrief
von Berlin nach Braunschweig kostete 1 Mark, das Flugticket 300 Mark, der
Flug dauerte 1 Stunde und 40 Minuten. Leider musste dieser regelmäßige
Verkehr am 18. Juni 1919 wegen allgemeinen Treibstoffmangels schon wie-
der eingestellt werden.
Zwischenzeitlich hatte die Deutsche Luftschiffahrts-Aktiengesellschaft
(DELAG) mit zwei neuen Zeppelinen „Bodensee“ (LZ 120) und „Nord-
stern“ (LZ 121) den regelmäßigen Passagierverkehr wiederaufgenommen.
Die Anfrage des Rates der Braunschweiger Volksbeauftragten bei der
DELAG wegen der Einbeziehung Braunschweigs in die Streckenführung
ihrer Luftschiffe wurde vorerst abschlägig beschieden wegen der Unklarheit
über die Absichten der Siegermächte hinsichtlich des Luftverkehrs. Beide
Zeppeline mussten 1921 abgegeben werden.
Zur Linderung der großen Versorgungsnot der Bevölkerung 1919/20 hat-
te die Stadt Braunschweig 63% der Flugplatzfläche als Kleinpachtland abge-
sondert und nur noch einen Restbereich als eingeschränkten Landeplatz für
Flugzeuge freigehalten. Dessen ungeachtet unterhielt wieder die DLR hier,
nun unter erschwerten Bedingungen, mit eigener Flugleitung und Flugzeug-
wartung von April bis Oktober 1921 ihren Linienflugbetrieb auf der Strecke
Berlin – Braunschweig – Dortmund (statt Gelsenkirchen wegen eines Über-
flugverbotes). Vom 28. August bis zum 3. September 1921 wurde dabei auch
Landung des ersten DLR-Postflugzeugs vom Typ Friedrichshafen G III A am 25. Mai 1919
auf dem Flugplatz Braunschweig-Broitzem (Archiv ABL)