Seite 45 - Luftfahrtgeschichte

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Der Hochgeschwindigkeitskanal A9
der Luftfahrtforschungsanstalt LFA
Geschichte, Technik und Verbleib
Von Peter G. Hamel
Übersicht
Achtzehn Tonnen Braunschweiger Geschichte haben ihren Weg aus dem
englischen Bedford zurück gefunden: das Spiralgehäuse („Druckspirale“) mit
den beiden Ansaugstutzen eines 4 bis 8 Megawatt – Kompressors des Über-
schall-Windkanals A9b der ehemaligen Braunschweiger Luftfahrtfor-
schungsanstalt (LFA) in Braunschweig-Völkenrode. Die LFA war eine der
Vorgängergesellschaften des heutigen Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt e.V. (DLR).
Den Forschern standen auf dem LFA-Gelände, dem heutigen Areal der
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), mehrere Windkanäle
(A1 bis A3, A6/7, A9a/b) zur Verfügung, die dem Institut für Aerodynamik
unter Prof. Hermann Blenk (A1 bis A3), und dem Institut für Gasdynamik
unter Leitung von Prof. Adolf Busemann (A6/7 und A9a/b) zugeordnet wa-
ren. In diesen Windkanälen wurde unter anderem der große Nutzen der
Flugzeugflügel-Pfeilung für den Hochgeschwindigkeitsflug untersucht und
belegt. Besonders der Braunschweiger Gasdynamiker Adolf Busemann er-
zielte bahnbrechende Ergebnisse auf diesem Gebiet der Grundlagenfor-
schung. Über weitere Einzelheiten zur Luftfahrtforschungsanstalt LFA wird
an anderer Stelle in diesem Buch berichtet.
Zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren speziell die Windkanalan-
lagen der LFA durch britische Luftfahrt- und Anlagenexperten zum größten
Teil demontiert und nach England gebracht worden, wo sie u. a. beim Royal
Aircraft Establishment (RAE) in Bedford wieder aufgebaut und in Betrieb
genommen wurden.
Im Jahre 2003 wurde bekannt, dass diese Windkanalanlagen nach jahr-
zehntelangem Betrieb nunmehr bis auf eine Restanlage sehr kurzfristig ab-
gerissen und verschrottet werden sollten. Daher besuchte der ehemalige Di-
rektor des DLR-Instituts für Flugsystemtechnik Prof. Peter Hamel mit
Unterstützung des damaligen Leiters der Luft- und Raumfahrt Abteilung
des Deutschen Museums in München Werner Heinzerling die Nachfolge-
organisation des RAE, die Firma QinetiQ, und die Abbruchfirma Amey in
Bedford. Trotz des schlechten Zustandes der gesamten Forschungsanlagen