Seite 53 - Luftfahrtgeschichte

Basic HTML-Version

153
Militärische Luftfahrt in Braunschweig
Von Hans Austinat, Jürgen Helmke und Karl Kössler
Die Anfangszeit
Abgesehen von gelegentlichen Ansteuerungen des Großen Exerzierplatzes
und manchmal darauf auch stattgefundenen Landungen militärischer Luft-
schiffe oder Flugzeuge zwischen 1910 und Kriegsausbruch im August 1914,
kann von militärischer Luftfahrt in Braunschweig erst vom 1. April 1917 an
gesprochen werden. Auf dem auf Drängen des Militärs eigens eingerichteten
Flugplatz (Broitzem) konnte an diesem Tag die von Köln hierher verlegte
Fliegerersatzabteilung (FEA) 7 ihren Ausbildungs­betrieb aufnehmen. Kom-
mandeur seit ihrer Aufstellung war der damals sehr bekannte Major Georg
von Tschudi (1862 – 1928), der aber die Führung noch im selben Jahr abgab.
Einer seiner Nachfolger, jedoch erst von September 1918 an, war Friedrich-
Sigismund, Prinz von Preußen (1891 – 1927). Ausbildung wurde bis zur Auf-
lösung der Abteilung 1919 betrieben. In der Zeit ihres Bestehens waren bei
ihr zwei Jagdstaffeln ( Jasta) aufgestellt worden. Die erste, vom 27. Dezember
1917 an, war die Jasta 52, die dann unter Führung von Lt. Paul Billik (1891 –
1926) am 9. Januar 1918 zur Westfront ging. Wenige Wochen später folgte
die Jasta 65, die mit Lt. Hellmuth Contag (1896 – 1918) als Staffelführer am
3. Februar 1918 nach Frankreich verlegte.
Unmittelbar nach dem Waffenstillstand im November 1918 landete die
aus demWesten kommende Jasta 57 in Broitzem. Ihr Führer, Lt. Paul Sträh-
le (1893 – 1985), wurde nach dem Krieg durch seine Luftbildfirma noch sehr
bekannt. Die Staffel, die bereits mit Flugzeugen Fokker D VII ausgerüstet
gewesen sein soll, musste ihre bei den Siegern sehr begehrten Maschinen
gleich abgeben und wurde dann ebenfalls aufgelöst. Danach gab es für lange
Zeit keine militärische Fliegerei mehr im Braunschweiger Land.
Die Flugzeuge der FEA 7 auf dem Flugplatz Broitzem Anfang 1918
(Stadtarchiv Braunschweig)