Seite 61 - Luftfahrtgeschichte

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Luftfahrtindustrie in Braunschweig bis 1945
Von Horst Ewald, Friedrich Karl Franzmeyer und Heinz Mankau
Der Aufbau eines Industriezweiges, der sich mit der Reparatur und Herstel-
lung von ganzen Flugzeugen in Braunschweig befasste, war eng verknüpft
mit den Bemühungen des Deutschen Reiches, eine Luftwaffe zu schaffen, die
denen anderer Länder entsprach. Als ein Schritt in diese Richtung wurde die
DVS gegründet, die Piloten für die Lufthansa, aber auch für die Luftwaffe
ausbilden sollte. Die DVS verlegte im Sommer 1929 ihre Hauptstelle nach
Braunschweig-Broitzem. Zur Erfüllung ihres Auftrags wurden dort zwei
Hallen für je 50 bis 60 Flugzeuge gebaut. Die Flugzeuge mussten gewartet,
repariert und zum Teil auch erst auf ihre Aufgaben als Schulmaschinen um-
gerüstet werden. Für diese Arbeiten wurde vor Ort eine Firma gesucht und
gefunden: das Luther-Werk der MIAG (Mühlenbau und Industrie AG). Die
Luther-Werke wurden 1846 von Gottlieb Luther (1813 – 1879) in Wolfen-
büttel als Spezialfabrik für Müllereimaschinen gegründet. Nach der Stand-
ortverlagerung nach Braunschweig in die Frankfurter Straße und wechsel-
voller wirtschaftlicher Entwicklung wurden die Luther-Werke 1925 ein Teil
der MIAG, zu der in Braunschweig das »Amme«-Werk und das »Luther«-
Werk gehörten. Während der Weltwirtschaftskrise mussten ab 1930 auch
Personal und Produktionskapazitäten der Luther-Werke abgebaut werden.
Am Ende dieser Krise zählte das Werk nur noch 350 Arbeitnehmer. In dieser
Situation suchte man nach zusätzlichen Beschäftigungsfeldern, und fand zur
DVS. Damit begann in Braunschweig der Einstieg in die Flugzeugindustrie.
Diese Phase währte etwa bis 1934.
Das seit 1933 allein regierende nationalsozialistische Regime beabsichtig-
te von Anfang an, eine Luftwaffe für den Kriegszweck aufzubauen, und schuf
noch 1933 eine Behörde, die dies koordinieren sollte: das Reichsluftfahr­
Arbeiten an Flugzeugen der DVS
in den Luther-Werken der MIAG
(Archiv ABL)