Seite 21 - Muenzbuch

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Die Münzen der Brunonen
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wurden neben den bisher üblichen Pfennigen von 18-20 mm Durchmesser nun auch breitere und
dünnere Münzen mit 22-25 mm Durchmesser geprägt, die so genannten ‚Dünnpfennige’, fälschlich
auch ‚Halbbrakteaten’ genannt.
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Neben dem üblichen Typ mit dem Brustbild des Herrschers auf der
Vorderseite zeigen jetzt einige Münzen aus Goslar den König zu Pferde.
Bild und Umschrift auf der Vorderseite des Dünnpfennigs (Abb. 10)
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sind kaum noch erkennbar,
da wegen der Dünne des Schrötlings der Rückseitenstempel bei der Prägung durchschlug. Dies gilt
auch für die Dünnpfennige, die bald darauf unter König Lothar von Süpplingenburg (1125-1137) in
Goslar geprägt wurden.
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3. Die Münzen der Brunonen
Erstmals wurden in Braunschweig Münzen geprägt, als in den 1080-er Jahren die Macht des salischen
Kaisers Heinrich IV. durch die Adelsopposition in Sachsen geschwächt war.
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Damals entstand eine
Reihe nicht-königlicher Prägungen im sächsischen Raum. Die ersten, äußerst seltenen Braunschweiger
Prägungen stammen von dem Brunonen Graf Ekbert II. (1068-1090).
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Das sächsische Adelsgeschlechts
der Brunonen hatte dank seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zur Königsdynastie der Salier
seinen Machtbereich vom westlichen Teil der Diözese Halberstadt und ihrem Stammland um Braun-
schweig bis nach Friesland ausgedehnt, im Jahre 1057 sogar die Markgrafschaft Meißen erworben. Im
Laufe des 11. Jahrhunderts machten die Brunonen Braunschweig zu ihrem Herrschaftszentrum.
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Friesische Münzen der Brunonen
Ein Münzprivileg, das den Brunonen zuteil geworden wäre, ist nicht bezeugt. Dennoch sind zahl-
reiche Münzen, die in ihrem Namen geprägt wurden, bekannt. Hergestellt wurden ihre Münzen zu-
nächst aber nur in den friesischen Grafschaften Stavoren, Ostergau, Westergau und Ijsselgau, wo die
Münzprägung eine weitaus ältere Tradition als im ostsächsischen Raum hatte.
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Nach 1038 wurden
dort Pfennige, seltener Halbstücke (Obole) geprägt. Prägeherren waren die Grafen Ekbert I. († 1068)
ab 1038/9, Brun III. (†1057) ab 1050, und Ekbert II. (†1090) ab 1068, wie die Münzaufschriften zeigen.
Prägestätten waren Stavoren, Bolsward, Leeuwarden, Dokkum, Winsum, Garrelsweer, eine bisher
nicht lokalisierte Münzstätte Emnighem und möglicherweise (Olde)Boorn.
Auf die Vorderseiten einiger Haupttypen, die für die Brunonen in den verschiedenen Münzstätten
Frieslands hergestellt wurden, setzte man das traditionelle Bild des deutschen Königs (Abb. 11)
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.
Abb. 11
:
Graf Brun III., Pfennig, Münzstätte Leeuwarden, 1050-
1057. – Silber. 0,72 g. 17,5mm. – HAUM Inv.-Nr.
172b/9.
Vorderseite:
+
HENRICVS RE (= König Heinrich); gekrönter Kopf
nach rechts, davor Kreuzstab.
Rückseite:
unten von rechts nach links LIV
L
, oben von rechts nach
links
L
ERO (= Leeuwarden); im Schriftband BRVN.
Abb. 12:
Graf Ekbert II., Pfennig, Münzstätte Stavoren, 1068-
1077. – Silber. 0,61 g. 18mm. – HAUM Inv.-Nr. 172b/2.
Vorderseite:
+
VECBER[TV]S; gekrönter bärtiger Kopf von vorn.
Rückseite:
+
STAVERONV; zwei Brustbilder von Simon und Judas
von vorn und nebeneinander, darüber Kreuz.