Seite 24 - Muenzbuch

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Münzen immer dünner wurden; es entstanden die so genannten Dünnpfennige. Bei dem bis dahin üb-
lichen Vorgang der Münzprägung mit zwei Stempeln für Vorder- und Rückseite drückten sich die
Münzbilder durch das dünne Blech hindurch und störten das Bild der gegenüberliegenden Seite. Bei
Anwendung der Brakteatentechnik war dies zu vermeiden. Um die Plastizität der Abbildung zu er-
höhen, konnte das Relief des Prägestempels sogar höher geschnitten werden. Es kam dann zwar
stärker auf der Rückseite zum Vorschein, was aber nicht störte, da die Münze nicht mit einer eigenen
Rückseitendarstellung versehen werden sollte. Zudem benötigte man nur noch einen Stempel pro
Prägevorgang, was eine wichtige Ersparnis bedeutete.
Im 12. Jahrhundert waren die Brakteaten meist künstlerisch hochwertige Münzen, die durch ihr
qualitätsvolles Bildprogramm beeindrucken. Sie zeigen in der Zeit der Romanik eine hoch entwickelte
Stempelschneiderkunst, die dadurch noch eindrucksvoller wird, dass aufgrund der Prägetechnik das
Münzbild in einem höheren Relief erscheint als bei zweiseitig geprägten Münzen.
Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurden die Brakteaten aber zu Massenprodukten geringerer
Qualität. In einer Zeit zunehmender Geldwirtschaft benötigte man in immer kleineren Abständen
eine größere Anzahl an Münzen. Die dafür notwendigen Stempel mussten schnel l geliefert werden.
Statt feiner Detai larbeit mit dem Stichel bedienten sich die ‚Münzer’
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bei der Anfertigung der
Stempel aus arbeitsökonomischen Gründen vor al lem einzelner Punzen, die man in die Stempel
einschlug. Punzen konnten mehrfach beim Vervielfältigen von Bi ldelementen und Schriftzeichen
verwendet werden.
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Die Schatzfunde
Da Münzen erst seit der Renaissance systematisch gesammelt wurden, stammen die uns erhaltenen
Brakteaten wie generell fast alle mittelalterlichen Münzen aus Bodenfunden. Die Schatzfunde verdeut-
lichen, dass die Brakteaten aus dem Braunschweigischen Land regionale Währungen waren, die im
Wesentlichen in den von Heinrich dem Löwen und seinen Nachkommen beherrschten Regionen um-
liefen. Wenn sie vereinzelt weit außerhalb, etwa in Schweden, gefunden wurden
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, gelangten sie wegen
ihres Silberwertes zusammen mit Brakteaten anderer Münzstätten
dorthin.
Viele der Brakteaten tragen keine Aufschriften,
manche kaum entzi f ferbare Buchstaben-
kombinationen, teilweise Trugschriften, kein
einziger eine genaue Jahresangabe. So hängt
ihre zeitliche Einordnung oft nur von
ihrem Vorkommen in Schatzfunden ab,
deren Vergrabungszeitpunkt ungefähr
zu ermitteln ist.
Thronpfennig Heinrichs des Löwen
(Vergrößerung der Abb. 25, Rückseite)
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