Seite 15 - Okergeister_

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Mit gewaltiger Wucht schossen Blitze aus
Übeles rechter Hand und trugen die
unheilvollen Worte zur Erde. Sicher würde ihr
Zauber sofort Wirkung zeigen. Voller
Schadenfreude flog Übele tiefer, um das
verzerrte Gesicht des Schneiders sehen zu
können. Plötzlich schrie sie vor Schmerzen:
„Aufhören! Das halte ich nicht aus!“ Sogleich
eilten ihr einige Hexen zur Hilfe. Niemand
brauchte eine Erklärung, denn sichtbar
schwebte in der Luft – ein Segen! „Der
Schneider hat sie gesegnet, um ihren Fluch
abzuwenden!“, riefen die Hexen einander
aufgeregt zu. „Schnell, verlasst diesen Ort“,
befahl Übele, während sie vor Schwäche fast
vom Besen fiel.
Am nächsten Morgen führte der Weg des
Schneiders am Weddeler Wald vorbei. Es roch
noch immer nach Schwefel. Nahe Cremlingen
mussten die Hexen im Morgengrauen entlang
geflogen sein, müde vom wilden Tanz auf
dem Brocken. Welche Hexe mochte in der
Nacht so fürchterlich gejammert haben, dass
man es in Weddel und Cremlingen gehört
hatte? Plötzlich entdeckte der Schneider ein
großes Loch, in dessen Mitte ein Felsbrocken
lag. Hexenwerk, dachte er und verließ
schleunigst den Ort.
Bald erzählte man sich im Braunschweiger
Land folgende Geschichte: Die Hexe Übele
hatte nach dem Tanz auf dem Brocken einen
Stein im Schuh gehabt, der furchtbar drückte.
Im Flug hatte sie ihn entfernt und zur Erde
geschleudert. Dieser Brockenstein liegt bis
heute in der Mergelkuhle zwischen
Weddel und Cremlingen.