Seite 27 - Okergeister_

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Erst im nächsten Frühjahr kam das Wasser
zurück. Begierig nahmen die Schaufeln des
schweren Eichenrades das kostbare Nass auf
und begannen sich zu drehen. Sogleich hielt
der Müller Ausschau nach Kunden, aber
niemand ließ sich sehen.
Endlich! Das Schreien eines Esels war zu
hören. Das Tier trottete an der Leine eines
Bauern und war mit prall gefüllten
Getreidesäcken beladen. Warum legte der
Esel plötzlich die Ohren an? Und warum
ging der Bauer an der Wassermühle vorbei?
*
„Wären wir bloß schon früher zur
Windmühle gegangen! Der weite Weg lohnt
sich allemal, denn da geht es redlich zu und
man hört auch ein freundliches Wort“,
sprachen die Bauern untereinander, während
sie ihre Maulesel beluden.
„Habt Ihr was vom habgierigen
Wassermühlenbauer gehört?“, fragte der
Bauer, dem einst die Nixe begegnet war.
„Schlecht soll es ihm gehen, seit niemand
mehr sein Korn zu ihm bringt. Aber zu
Gesicht hat ihn keiner mehr bekommen.“
Eine Woche später fand man lediglich seine
weiße Müllerkappe – sie trieb auf der Oker.