Seite 32 - Paramenten

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Res t aur i er t e Ob j ekt e
legende, die chronologisch eindeutig anzuord-
nen sind, kann dadurch die jeweilige Abfolge
der fünf verschiedenen Wappen ermittelt
werden. Es ergibt sich damit das ursprüngliche
Aussehen eines großen Behanges mit den
Maßen 170 x 290 cm, bestehend aus fünf
Reihen, in denen sich 25 szenische mit 25
Wappenbildern regelmäßig abwechselten.
Die Fragmente mit dem Adlerrapport werden
wahrscheinlich als umlaufende Borte zu denken
sein.
Die Legende der hl. Margarete wird in sicher
komponierten Szenen von der Taufe über das
Martyrium bis zu ihrem Tod, ihrer Entrückung
und schließlich bis zu der Verehrung ihres
Grabes durch Gläubige ausgebreitet
85
. Die
hochwertige Stickerei variiert verschiedene
Sticktechniken: Für Körper, Rankenrahmen
und Wappen wurde der versetzte Gobelinstich
angewendet, für die reich gemusterten Gewän-
der und für Architekturelemente der Flachstich,
Stiel- und Klosterstich für Konturen
86
.
Um die regelmäßige Wiederkehr immer
derselben fünf Wappenfelder möglichst
abwechslungsreich zu gestalten, wurden die
besteht heute aus zwei etwa gleich großen
Teilen (Ia: H. 95-97 cm, B. 173-175 cm;
Ib: H. 84-90 cm, B. 172 cm; Einzelquadrate:
24 x 24 cm) mit jeweils vier Reihen, in denen
sich quadratische Felder, schachbrettartig
versetzt, mit Wappenschilden bzw. figürlichen
Szenen aus der Margaretenlegende abwechseln.
Seitlich wurde beiden Teilen ein Stück einer
Borte mit Adlern in Sechspässen angefügt. In
Folge dieser wahrscheinlich noch im Mittelalter
erfolgten Teilung und Umarbeitung wurden
manche der – einzeln gearbeiteten – Felder um
90° gedreht oder auf den Kopf gestellt, außer-
dem geriet die chronologische Reihenfolge in
der Bilderzählung durcheinander. Zwei Felder
(Kreuzigung Christi mit Evangelistensymbolen
und ein einfaches Rautenornament, beide Ib)
stammen überdies frühestens aus der Mitte des
14. Jahrhunderts und ersetzten vermutlich
schadhafte Stellen – die „Restaurierung“ wird
also in diese Zeit anzusetzen sein
84
.
Eine Rekonstruktion (Römer 1982) nahm
mehrere noch ursprünglich zusammengehö-
rende Teilstücke zum Ausgangspunkt. Im
Verbund mit den Szenen aus der Margareten-
Abb. 15: Kloster St. Marienberg, Margaretenbehang Ia, Detail Adlerborte: vor der Restaurierung (links), nach der Restaurierung (rechts)
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