Seite 16 - Quadriga

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Herzog Wilhelm, der letzte „Bevern“
G
eboren als Wilhelm August Ludwig Maximilian Friedrich,
zweiter Sohn von Herzog Friedrich Wilhelm und seiner
Gattin Marie am 25. April 1806 in Braunschweig. Da
seine Mutter am 20. April 1808 in Bruchsal im Kindbett
verstarb, schickte der Vater die beiden Söhne über mehrere Zwischen-
stationen nach England, um sie vor dem Zugriff Napoleons zu sichern.
Die Knaben wuchsen in englischer Obhut auf und kehrten 1814 nach
Braunschweig zurück, wo der Vater nach dem Sieg in Leipzig ab 1813
wieder die Regierung übernommen hatte. Die Brüder kamen schon
bald wieder zur Großmutter nach Baden und Friedrich Wilhelm reiste
mit der Hoffnung auf Gebietsgewinne als Belohnung für seinen Ein-
satz gegen den Franzosenkaiser auf den Wiener Kongress.
Doch das Herzogtum Braunschweig ging beim Wiener Geschacher
um Land, Leute und Einfluss leer aus. Kurz darauf traf die Brüder ein
weiterer Schicksalsschlag, Vater Friedrich Wilhelm fiel im Kampf
gegen Napoleon am Vorabend der Schlacht von Waterloo am 16.6.1815
in Quatrebras. Jetzt waren die beiden Vollwaisen. So übernahm der
Onkel, der spätere König Georg IV. von England, die Vormundschaft,
die direkte Erziehung und Ausbildung lag überwiegend in den
Händen des Regentschaftsrates und der von ihm bestellten Lehrer. Die
Jungen besuchten Schweizer Internate (Lausanne), 1823 ging Wilhelm
zu Studien nach Göttingen. Doch ihm schwebte keine akademische
Karriere vor, er bevorzugte den Eintritt in die preußische Armee, wo
er vom König Friedrich Wilhelm III. am 17. Februar 1826 die Er-
nennung zum Rittmeister erhielt. Im Oktober 1828 erfolgte die Be-
förderung zum Major.
Durch eine Stafette über die Vorgänge in Braunschweig unterrichtet
eilte er umgehend in die Residenzstadt, nachdem er sich vorher noch
mit König Friedrich Wilhelm III. beraten hatte. Der mit Braunschweig
verbündete preußische König Friedrich Wilhelm III. drängte den ihm
bekannten Bruder des vertriebenen Herzogs zur schnellen Regierungs-
übernahme, auch Karl II. erteilte eine interimistische Vollmacht aus
London. Allerdings hatte er wie bereits geschildert die eindeutige Ab-
sicht, sein ererbtes Amt baldmöglichst wieder selbst zu übernehmen.
Doch das verhinderten die im Bundestag in Frankfurt versam­mel­ten
deutschen Fürsten. Sie erklärten den jungen Herzog im Exil am
„Schwarzer Herzog“ Friedrich Wilhelm von
Braunschweig-Oels (1771–1815).