Seite 7 - Quadriga

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Vorwort
W
enn von „Quadriga“ die Rede ist, dann denkt fast jeder
sofort an das Brandenburger Tor (Carl Gotthard
Langhans 1788 bis 1791 im Auftrag Friedrich Wilhelm II.).
Diese Assoziation ist berechtigt, schließlich ist die
Berliner Quadriga mit Siegesgöttin Viktoria weltbekannt und hat
einen überragenden Symbolwert als nationales Denkmal und Identi-
fikationsfigur der deutschen Einheit, die – je nach Jahrhundert –
unterschiedlich definiert wird. Das nach antikem Vorbild 1793 vom
berühmten Bildhauer Johann Gottfried Schadow (1764 – 1850) ge-
schaffene Werk ist nicht nur die bekannteste Quadriga, sondern auch
die früheste in Deutschland. Aber keineswegs die einzige.
Am 7. September 1830 zündete das aufgebrachte Volk die Residenz
der Braunschweiger Herzöge, den „Grauen Hof “ des Landbaumeisters
Hermann Korb an und verjagte Herzog Karl II. Ihm folgte sein Bruder
Wilhelm, der nun ohne Residenz im April 1831 im eigenen Namen
die Herrschaft antrat. Hofbaurat Carl Theodor Ottmer vollendete 1841
den spätklassizistischen Nachfolgebau an gleicher Stelle. Schon er sah
als glänzenden Höhepunkt der Bauplastik ein „Vierergespann“ mit
lenkender Göttin auf einem Podest über dem Portikus der Westfassade
vor. Doch der Aufwand für die von Ottmer geplanten Kolonnaden und
die Bauplastik war dem Herzog zu hoch, die luxuriösen „Schnör­kel“
wurden gestrichen. Vorerst. Als sich 1856 der Regierungsantritt
Wilhelms zum 25. Mal jährte, wollten ihm die Stände ein großzügiges
Geschenk andienen: Die Quadriga stand erneut zur Debatte. Nach­
dem der Herzog ein Tischmodell akzeptierte, begannen die Arbeiten
an der monumentalen Großplastik, die ab 1863 fertig gestellt, nun-
mehr ihre exponierte Stellung einnahm. Somit gab es nun zwei Pferde-
gespanne lenkende Göttinnen in Deutschland.