Seite 16 - Quadriga

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Die Quadriga als kunst- und kulturgeschichtliches Thema
Wilhelm als Erneuerer
Die knappste symbolische Erhöhung der
Herzogswürde Wilhelms verkündet unter
einer Heliosquadriga die später nicht aus-
geführte, hochpolitische Kopfzeile, die Ott-
mer um 1832 in einer Skizze für den Porti-
kus formuliert hatte
(Abb. 9)
: „GUIELMUS
DUX EX INCENDIO RESTITUIT … „. Das
heißt: „Herzog Wilhelm erneuert [es] von
dem Brand“.
Die Textzeile, in der leider die Jahreszahl
fehlt, bezieht sich eindeutig auf die 1831 in
Braunschweig gleichermaßen wiederherge-
stellte Residenz und welfische Herzogswürde.
Helios verkörpert hierbei die Kraft, die sym-
bolisch vomDunkel ins Licht der Erneuerung
führt. Das einende Ideal der neuen, um Ver-
mittlung bemühten Herrschaft in dem da-
mals zerrissenen Herzogtum sollte für jeder-
mann in Wort und Figur sichtbar sein.
Dementsprechend zeigen Ottmers
Schlosspläne unterhalb des Giebels und der
Quadriga weitere ausdrucksstarke Skulptu-
ren in geradezu überbordender Fülle. Das
beste Beispiel liefern die Pläne von 1832/36
(Abb. 9; 15)
: der Zyklus beginnt bei den Rosse­
bändigern auf dem Schlossplatz als Symbole
der Stärke und reicht über Friese und Bogen-
reliefs bis zu den Siegesfiguren im Giebel
und der alles überstrahlenden Quadriga auf
der Plattform mit Helios als Wagenlenker.
Wie erwähnt, führt er aus der Finsternis
zum Licht, zu Weisheit und Frieden. Durch
dieses bauplastische Programm wurde das
Residenzschloss zum Bildträger der Leitge-
danken der neuen herzoglichen Regierung.
Abb. 12
Carl Theodor Ottmer,
Quadriga mit Victoria
über dem Portikus.
Ausschnitt aus dem
großen unveröf fentlichten
Schlossentwurf von
Abb. 11, um 1836.
Abb. 13
Carl Theodor Ottmer,
großer veröffentlichter
Entwurf des Braunschwei­
ger Residenzschlosses,
Paris 1836, Nachdruck.
Abb. 14
Carl Theodor Ottmer,
Ausschnitt aus dem 1836
veröf fentlichten Entwurf
des Braunschweiger
Residenzschlosses mit der
Quadriga und einem
Helios als Wagenlenker,
s. Abb. 13.