Seite 42 - Quadriga

Basic HTML-Version

62
Die dritte Quadriga, erste Planungen 2003-2005
von größtem Nutzen
(Abb. 33; 57)
. Ein exak-
tes Modell als Grundlage für die Gestal-
tung der großen Quadriga im Maßstab 1:1
bedeutete für die Planungen ein Höchst-
maß an Sicherheit: für die originalgetreue
Komposition der künftigen Quadriga, für
die Beurteilung der möglichen Herstel-
lungswege und vor allem für die Kosten.
Man konnte alles anhand des Modells rela-
tiv genau kalkulieren und einer 1:1-Vergrö-
ßerung zu Grunde legen.
Historische Fotografien der Quadrigen
Neben dem Dresdener Modell lagen als wei-
tere Planungsgrundlagen zahlreiche histo-
rische Fotografien aus den Jahren 1863 bis
1930 vor, wobei die erste Quadriga – mit ge-
raden Ehrenbändern über dem Kranz –
und die zweite Quadriga – mit herabhän-
genden Bändern – zu unterscheiden waren
(Abb. 42; 52)
. Von der zweiten Quadriga
gibt es Fotografien aus allen Richtungen,
die halfen, Probleme bei der Aufstellung,
bei den Gesamtproportionen und bei der
Anfertigung fehlender kleiner Quadrigatei-
le zu bewältigen. Von der ersten Quadriga
sind dagegen nur sehr wenige Bilder erhal-
ten geblieben. Das liegt an ihrer Kurzlebig-
keit von nur fünfzehn Monaten zwischen
der Aufstellung am 21. November 1863 und
dem Schlossbrand am 23. Februar 1865 und
natürlich an der Frühzeit der Fotografie mit
nur sehr wenigen kostspieligen Aufnah-
men.
Bei der ersten Quadriga sind es vorwie-
gend spektakuläre Bilder vom Morgen des
Brandes am 24. Februar 1865, sehr wenige,
rein frontale Fotos von der Plattform auf
dem Schloss und auf dem Werksgelände
von Georg Howaldt, dem Hersteller der
Quadriga aus Kupferplatten
(Abb. 42)
. Eine
einzige Fotografie, wohl von 1864, die von
einem Haus am Bohlweg aufgenommen
wurde, zeigt aus großer Entfernung die ers-
te Quadriga von schräg rechts
(Abb. 45)
. Ein
einzigartiges Fotodokument von 1877 bildet
schließlich das Originalmodell von Riet-
schel frontal ab, als es noch im Dresdener
Rietschelmuseum ausgestellt war, das bis
1889 existierte
(Abb. 33; 34)
.
145
Schlossplan und Brunoniakopf
Als eine besonders wichtige Grundlage zur
Klärung wesentlicher Aufstellungs- und
Proportionsfragen innerhalb der Gruppe
erwies sich ein Schlossquerschnitt mit der
zweiten Quadriga von um 1906 im Maß-
stab 1:100 aus dem Niedersächsischen
Staatsarchiv in Wolfenbüttel
(Abb. 50)
. Der
95 cm hohe Kopf der ersten Brunonia von
ca. 1862 aus dünnem Kupferblech, der sich
im Städtischen Museum Braunschweig be-
findet, half schließlich figureninterne Pro-
portionsfragen zu klären
(Abb. 40)
.
Die Seesener Quadriga
Parallel dazu wurde noch ein zweiter Weg
verfolgt. Die Forschungen über die Schloss-
reste hatten im Sommer 2001 zu der Seese-
ner Quadriga geführt, zu dem verkleiner-
ten Ableger der Rietschel/Howaldtschen
Quadriga von 1863
(Abb. 42; 45)
. Die Seese-
ner Quadriga wurde ungefähr im Maßstab
1:2 für die Chicagoer Weltausstellung von
1893 angefertigt.
146
Diese Quadriga mochte
einen Abguss des Dresdener Originalmo-
dells überf lüssig erscheinen lassen. Die Er-
mittlung der Daten dieser Quadriga er-
schien somit als einfacher nächster Schritt.
Leider führten die zahlreichen Anfragen zu
keinem Ergebnis. Letztlich ergab die Ein-
sicht, dass ein Neubau der Quadriga nicht
durch noch so viele Besuche in Seesen hät-
te vorangetrieben werden können.
Ein Quadrigamodell in Braunschweig?
Eine weitere Hoffnung, sich den teuren Mo-
dellabguss ersparen zu können, führte
nach Braunschweig selbst. Alte Postkarten
und Fotos gaben den Hinweis, dass im Städ-
tischen Museum auch ein 1:3-Quadrigaab-
guss vorhanden gewesen war
(Abb. 58)
.