Seite 8 - Quadriga

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Die Quadriga als kunst- und kulturgeschichtliches Thema
Abb. 1
Brautfahrt des Herakles,
Nachzeichnung einer
Amphorenmalerei aus
Melos, um 620 v. Chr.,
Athen, Nationalmuseum,
Reprograf ie.
Was ist eine Quadriga? –
Eine Einführung
Die Antike
2500 Jahre spannt sich der kunst- und kul-
turgeschichtliche Bogen von der ersten Dar-
stellung eines Viergespanns bis zu der gro-
ßen Quadriga in Braunschweig in der Mitte
des 19. Jahrhunderts und bis zu ihrer Neu-
schöpfung am Anfang des 21. Jahrhunderts.
Das Gespann aus Wagen, Gespannlenker
und vier Zugpferden – lateinisch „quadri-
ga“– zählt zu den bedeutendsten Themen
der antiken Kultur. Hohe Ehren wurden
demjenigen zuteil, der die Quadriga lenken
durfte. Göttern, Helden und Kriegern war
sie vorbehalten. Schnell läuft ein Vierge-
spann mit dem zweirädrigen Streitwagen.
Kraft bedarf es, ihn zu lenken. Schlicht
sind die Streitwagen gestaltet, während die
eleganten Triumphwagen auf den Wagen-
seiten würdigen Zierrat tragen.
Die breite Überlieferung von Viergespan-
nen in Relief und Vasenmalerei setzt bei
den Griechen um 700 v. Chr. ein. Hera und
Helios fahren auf Quadrigen – Hera mit ge-
f lügelten Pferden gleich einem Pegasos – in
den Kampf gegen die Giganten, gegen die
Söhne der Erde, die sich frevelnd wider die
olympische Götterherrschaft erhoben hat-
ten. Der Halbgott und große Held der Anti-
ke, Herakles, der Sohn des Zeus, ist in einer
Quadriga unterwegs zur Brautschau
(Abb.
1)
. Der Sonnengott Helios eröffnet mit sei-
ner Wagenfahrt vor vier Sonnenrössern den
Tag. In Olympia begründen die Quadrigen
die sportliche Disziplin des antiken Wagen-
rennens
(Abb. 2.)
. Der erste sagenhafte Teil-
nehmer war der Königssohn Pelops, dessen
Sieg über König Oinomaos ihm die schöne
Hippodameia eintrug. In Rom fuhren, wie
die Reliefs der Triumphbögen zeigen, die
siegreichen Kaiser – die „imperatores
triumphans“ – umringt von ihren Garden
an der Spitze von Gefangenen durch die
Hauptstädte des Reiches
(Abb. 3)
.
Das Grabmal für König Mausolos in Ha-
likarnassos von ca. 350 v. Chr. (an der heuti-
gen südwesttürkischen Küste) trug als ers-
tes Bauwerk eine freistehende Quadriga.