Seite 29 - Voigtlaender+Sohn

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IV
Zur Entwicklung der deutschen
optischen Industrie bis 1914
Bevor die Geschichte des Unternehmens Voigtländer & Sohn weiter
betrachtet wird, sollen kurz auf die wichtigsten Entwicklungslinien der
deutschen optischen Industrie bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges
gezeichnet werden.
Die deutsche optische Industrie erlangte in diesem Zeitraum eine
bedeutende Stellung auf dem Weltmarkt. Entscheidend waren in diesem
Zusammenhang ein Geflecht von verschiedenen Faktoren, das ihr
gegenüber der ausländischen Konkurrenz erhebliche Wettbewerbsvor-
teile verschaffte. Zu nennen sind hierbei zum einen die Schaffung von
neuen, überlegenen Glassorten durch das Glaswerk Schott, das in enger
Verbindung mit Abbe und begünstigt durch erhebliche Finanzspritzen
des preußischen Staates der optischen Industrie neue Möglichkeiten
erschloß.
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Zweitens wurde die Produktion auf eine wissenschaftliche
Basis gestellt, was im Vergleich zu anderen Ländern wie z. B. Großbri-
tannien zu einer stärkeren Einstellung von Wissenschaftlern in diesem
Industriezweig führte und in Verbindung mit einem gut ausgebildeten
Facharbeiterpotential die Herstellung von hochwertigen Produkten
ermöglichte.
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Die Vorzüge des neuen Jenaer Glases trugen entscheidend zu einer
Steigerung der Nachfrage nach optischen Artikeln bei, da nunmehr wei-
tere, bislang für unerreichbar gehaltene Anwendungsbereiche abgedeckt
werden konnten. Somit konnten die Absatzmöglichkeiten von Fernroh-
ren für den privaten Gebrauch auf Reisen, bei der Jagd, und für den
Theaterbesuch ebenfalls gesteigert werden.
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Ein wichtiger Teilmarkt
blieb mit steigender Tendenz das Militär.
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Darüber hinaus wurde
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