Seite 38 - Voigtlaender+Sohn

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Allerdings behielten in diesem Anwendungsbereich Objektive, die auf
dem altbewährten Petzval-Prinzip beruhten, bis Mitte der 1880er Jahre
ihr Gewicht. So wurden 1883 „Objective mit normaler Lichtstärke“
und sogenannte „Schnellarbeiter“ (Objektive mit großer Lichtstärke)
angeboten, dazu kamen Objektive mit geringerer Lichtstärke, tiefer
Zeichnung und Supplement-Linsen, um ältere Objektive aus der Pro-
duktion von Voigtländer & Sohn leistungsfähiger zu machen.
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Drei Jahre später hatten die auf Petzval beruhenden Objektive zugun-
sten des Ausbaus der Euryskop-Serie spürbar an Gewicht verloren. Nur
die „Schnellarbeiter“ fanden in verminderter Anzahl im Produktions-
programm weiterhin einen Platz. Der Bedeutungsverlust des klassischen
Prinzips war Folge eines neuen Erfolgs in der Weiterentwicklung
der Euryskopreihe, der eine Schwäche des älteren Objektivtypus behob,
wie Voigtländer & Sohn in einem Katalog aus dem Jahre 1886 erklärte:
„Allerdings war ein erheblicher, stets empfundener Uebelstand bei
dieser Construction, welcher viele Nachtheile im Gefolge hatte,
der, dass die Linsenpaare nicht symmetrisch, besonders aber, dass die
Linsen des hinteren Objectivs getrennt waren. Nunmehr ist es uns
gelungen, Portrait-Objective herzustellen, welche ähnlich wie die Eury-
scope aus symmetrischen, verkitteten Linsenpaaren zusammengesetzt
sind,
(…).
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Die Vorteile der neuen Konstruktion waren zweifellos beeindruk-
kend: Die Lichtkraft konnte durch die Vermeidung des diffusen Lichtes
von zwei lichtreflektierenden Flächen vergrößert werden, so daß – bei
Beibehaltung der gleichen Lichtstärke wie früher – die Brennweite
gesteigert werden konnte. Dies ermöglichte ein kräftigeres und tieferes
Bild bei einem erweiterten Gesichtsfeld. Die mit dem neuen Objektiv
produzierten Bilder zeichneten sich daher durch eine größere Rand-
schärfe aus, zudem ermöglichte die gleichmäßigere Beleuchtung der
Objektive eine größere Ausdehnung der Bilder, als es die früheren Kon-
struktionen der gleichen Größe zu leisten vermocht hatten.
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Ein Indiz
für die Bedeutung des neuen Modells war das – für die Firma natürlich
werbewirksame – Lob, das die bekanntermaßen kritische Prüfungskom-
mission der Photographischen Gesellschaft in Wien – bestehend aus O.
Volkmer, Dr. Jos. Székely, Fritz Luckhardt, Prof. J. M. Eder, Victor
Toth, Carl Wrabetz, J. Löwy, Ch. Scolik und Victor Angerer spendete:
(…)
. Das Portrait-Euryscop entspricht den Anforderungen zu allen
Arbeiten im Portrait-Atelier, und dadurch, dass dasselbe einen grösseren
Gesichtsfeldwinkel und eine grössere Bildfläche giebt, ist es besonders
geeignet zu Gruppen-Aufnahmen in Ateliers von geringerer Länge.
Zum Schlusse sei noch beigefügt, dass die neuen Voigtländerschen Por-
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