Seite 5 - Voigtlaender+Sohn

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Vorwort
Setzt man den Zeitpunkt der Industrialisierung um 1850 an, so zählt die
Firma Voigtländer, die sich 1849 in Braunschweig ansiedelte, zu den
Pionieren der Braunschweiger Industrie: dem Mühlenbau, der Zucker-
industrie, der Konservenindustrie, der Metallverarbeitung und dem
Maschinenbau. Neben den noch immer lebendigen Namen Büssing,
Buchler, BMA, Luther, Steinweg, Brunsviga hatte sich Voigtländer bis
zum Ausgang des 19. Jahrhunderts zu einem Großbetrieb entwickelt
und Braunschweigs Ruf als bedeutende Industriestadt mit begründet.
Auf vier Weltausstellungen wurden die Objektive und Kameras auf-
grund ihres hohen technischen Niveaus mit Medaillen ausgezeichnet,
womit ein Kapitel der weltweiten Fotogeschichte in Braunschweig
geschrieben wurde.
Im Spektrum der bildenden Künste stellt die Fotografie, neben dem
Film, die von der technischen Entwicklung am meisten abhängige Kunst
dar. Kreativität und technische Details scheinen jedoch unversöhnlich.
Während die Kunstgeschichte sich, wenn auch sehr spät, des bildneri-
schen Ausdrucks der fotografischen Bilder annahm, und selbst die pri-
vate und die wissenschaftliche Fotografie in Ausstellungen Einzug hiel-
ten, bleibt die Kamerageschichte in reinen Objektschauen haften.
Dessen ungeachtet hatte sich das Museum für Photographie, trotz der
Ausrichtung auf das fotografische Bild, die Aufgabe gestellt, die Bezüge
zwischen dem technischen Fortschritt und der Entwicklung des fotogra-
fischen Bildes aufzuarbeiten. Wo, wenn nicht in Braunschweig, bietet
der Standort dafür eine derart günstige Ausgangslage, denn die rasante
technische Entwicklung bis hin zur digitalen Fotografie läßt sich in
Braunschweig, der Stadt mit den ruhmreichen Namen Voigtländer und
Rollei, nachvollziehen.
Dem Autor Carsten Grabenhorst gilt es an erster Stelle zu danken, der
mit unerschöpflicher Neugier und herausragender Akribie längst Verges-
senes zu Tage förderte. Zahlreiche Personen und Institutionen stellten
Bild- und Textbeiträge zur Verfügung und ermöglichten den Zugang zu
Archiven. Mit ihrer Unterstützung konnte dieses Forschungsprojekt
2001, als Grundstein zur umfassenden Aufarbeitung der Fotoindustrie in
Braunschweig, abgeschlossen werden. Der Autor leistete damit zugleich
einen wichtigen Beitrag zur Fotogeschichte und schließt eine Lücke in
der Erforschung der Braunschweiger Industriegeschichte.
Dieses Buch konnte dank der Mittel des Landes Niedersachsen, vertre-
ten durch die Bezirksregierung Braunschweig, der Firma Voigtländer, der
Öffentlichen Versicherung und von Frau Inge Buchler realisiert werden.
Ulrike Lahmann
Projektleiterin