Seite 7 - Von_Otto_bis_Phaeno

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Blick in die Frühzeit
Die Region zwischen Harz und Heide, an Oker
und Innerste, Fuhse und Aller ist nicht nur ein land-
schaftlich abwechslungsreiches Gebiet. So vielfältig wie
ihre Bodengegebenheiten von Gebirge über Löß bis Hei-
desand, so ungewöhnlich reich ist ihre historische Ent-
wicklung.
Die ältesten als Jagdwaffen gefertigten
Holzspeere
der Menschheit, über 400.000 Jahre alt,
wurden als
Zeugnisse frühmenschlicher materieller Kultur vor
wenigen Jahren auf dem Gelände des Braunkohlentage-
baus in Schöningen, Kreis Helmstedt, geborgen. Mit die-
sen Funden von mehr als nur europäischer Bedeutung
tritt die Region Braunschweig in das Blickfeld histori-
scher Betrachtung. Siedlungsspuren über einen Zeit-
raum von 5.000 Jahren, vom frühen Neolithikum bis zu
Christi Geburt, erbrachten Beobachtungen, die erstmalig
in Niedersachsen belegt sind, u.a. die so genannte
„Schö-
ninger Gruppe“
, eine zuvor unbekannte Kulturgruppe
vom Anfang der mittleren Steinzeit. Eine weitere
umfangreiche Ansammlung von Siedlungsresten aus der
mittleren Altsteinzeit, vor etwa 55.000 Jahren, wurde bei
Salzgitter-Lebenstedt gefunden. Sie deuten auf hier
lebende Menschen in einer subarktischen Klimaphase
hin.
Als
erste schriftliche Quelle
und damit ein frühes
Zeugnis geistiger Kultur im niedersächsischen Raum
wurde die
Runenfibel von Beuchte
bekannt, die im
6. Jahrhundert den Personennamen Buriso, vielleicht
den ältesten überlieferten Frauennamen Niedersachsens,
nennt.
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Runenfibel von
Beuchte, Frauen-
grab, um 550 n.
Chr. Auf der
Unterseite der
silbernen und
feuervergoldeten
Fibel eingeritzt
der Frauenname
Buriso. Es ist das
einzige Zeugnis
für die Schrift-
lichkeit der Ger-
manen in der
Region.
Ein Zeugnis der Bronzezeit
Tumulus (Hügelgrab) von
Evessen,
Ende 3./Anfang 2. Jh. v. Chr.
mit einer ca. 850 Jahre alten
Linde, unter der lange Zeit
das Vogteigericht tagte.