Seite 53 - BS_Biographisches_Lexikon

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hauptsächlich als Gefolgsmann Heinrichs anzu-
treffen, beteiligte sich an den kriegerischen
Auseinandersetzungen im östlichen Sachsen,
wie der Zerstörung des Halberstädter Domes
1179, und geriet in den staufisch-welfischen
Konflikt, in dem er Heinrich trotz seiner
früheren engen Verbindung zum Kaiser dauer-
haft die Treue hielt. Gegenüber dem prostaufi-
schen Hildesheimer Bischof war A. um eine aus-
gleichende Position bemüht, wofür seine häu-
figen Zeugenschaften in Bischofsurkunden und
Schenkungen an hildesheimische Klöster sowie
das Domkapitel wie auch die ihm und seiner
Frau von Bischof
Adelog gewährten großzü-
gigen Bestimmungen hinsichtlich des Begräb-
nisrechtes (1174/1175) an der Caecilienkapelle
auf dem Stammsitz in Dorstadt sprechen. Kurz
vor seinem Tod stiftete er an der genannten
Eigenkapelle bzw. auf seinem Erbgut ein Augus-
tinerchorfrauenstift, dessen Einrichtung auf
einer Frühjahrssynode 1189 formal bestätigt
wurde und das bis 1810 Bestand hatte.
L: LMA 1, Sp. 1006f.; U. Ohainski, Arnold von Dor-
stadt, in: BsJb 84, 2003, S. 11-38.
U. Ohainski
Arnold von Lübeck
† 27.06.1211 oder 1214 Lübeck, Abt von
St. Johannis in Lübeck, Chronist, Dichter.
A. war Mönch im Brsger Benediktinerkloster
St. Ägidien und nahm 1172 an der Pilgerfahrt
Hzg
Heinrichs des Löwen nach Palästina teil,
bevor er 1177 erster Abt des von Bischof Hein-
rich von Lübeck gegründeten Klosters St. Johan-
nis in Lübeck wurde.
Ganz im Sinne seines einstigen welfischen
Gönners verfasste er um 1210 eine lateinische
„Chronica“ (früher irreführend „Slawenchro-
nik“ genannt), als deren Auftraggeber Hein-
richs jüngster Sohn Wilhelm (der Fette) von
Lüneburg (1184-1212/13) nachzuweisen ist. Er
setzte dabei die „Chronica Slavorum“ des
Hel-
mold von Bosau fort, dessen Darstellung er von
1171 bis in die eigene Gegenwart ergänzte. Wie
aufgrund seiner Biographie kaum anders zu
erwarten, steht in den ersten beiden Büchern
imMittelpunkt die Politik Heinrichs des Löwen,
sein Prozess und die Verbannung nach Eng-
land. Die Bücher 3-7 sind, da sie nicht mehr auf
eine Einzelperson fokussieren, im Material
heterogener, überliefern aber gerade dort histo-
risch wertvolle Details, wo A. selbst Zeit- und
Augenzeuge war. Verehrung für Heinrich den
Löwen und das Welfenhaus sind bei A. erkenn-
bar. In seinen reichsgeschichtlichen Ausfüh-
rungen behandelt er auch den Thronstreit zwi-
schen Philipp von Schwaben und König
Otto
IV. Für die Geschichte Lübecks und des Ostsee-
raumes ist seine Chronik eine hochrangige
Quelle. Viele Mitteilungen erhielt er von Bischof
Heinrich von Lübeck.
Ebenfalls für den Hof Wilhelms verfasste er
in den „Gesta Gregorii peccatoris“ eine latei-
nische Nachdichtung der Verslegende „Grego-
rius“ Hartmanns von Aue. Da damit nach den
eigenen Worten des Verfassers erst nach
Abschluss der „Chronica“ begonnen wurde, setzt
der Tod Wilhelms (spätestens 1213) einen relativ
engen Zeitrahmen, zumal auch Hartmanns Text
erst gegen Ende des 12. Jh. entstanden ist. A.s
Übertragung ins Lateinische kann als Beleg
dafür gelten, dass die neue hochdeutsche Litera-
tursprache an norddeutschen Höfen noch allzu
fremd war bzw. man bestimmte (v.a. geistliche)
Inhalte immer noch besser in lateinischer Spra-
che ausgedrückt sehen wollte. So scheint auch A.
an Hartmanns Dichtung mehr den Stoff als die
Ausdrucksform geschätzt zu haben, obwohl er
das Versmaß, den epischen Vierheber, im Latei-
nischen zu kopieren versucht, nicht ohne aber
immer wieder andere Verse (v.a. leoninische
Hexameter) einzustreuen.
W: J. M. Lappenberg (Hrsg.), Chronica, 1868 (Monu-
menta Germaniae Historica, Scriptores rerum Germa-
nicarum 14); J. Schilling (Hrsg.), Arnold von Lübeck,
Gesta Gregorii Peccatoris. Untersuchungen und Edi-
tion, 1986. – L: ADB 1, S. 582f.; NDB 1, S. 381; LMA 1,
Sp. 1007f.; H. Herbst, Literarisches Leben im Benedik-
tinerkloster St. Ägidien in Brsg, in: NdsJb 13, 1936, S.
137 ff.; V. Mertens, Gregorius Eremita, 1978; D. Berg/
F. J. Worstbrock, „Arnold von Lübeck“, in: VL, Bd 1,
1978, Sp. 472-76; J. Schilling (siehe W); G. Althoff, Die
Historiographie bewältigt. Der Sturz Heinrichs des
Löwen in der Darstellung A.s v. L., in: Die Welfen und
ihr Brsger Hof im Mittelalter. Hrsg. von B. Schneid-
müller, 1995, S. 163-182.
H.-J. Behr
Arpe,
Peter Friedrich, Prof.
* 10.05.1682 Kiel † 04.11.1740 Schwerin, Jurist,
Historiker, Offiziant, brsg. Legationsrat.
Sein Vater war erst Senator, dann Bürger-
meister in Kiel. A. besuchte das Gymnasium in
Lüneburg und studierte ab 1699 in Kiel Jura.