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Mehrere Jahre lebte er danach in Kopenhagen.
Als Hofmeister eines von Ahlefeldt hielt er sich
ca 1709 bis ca 1712 an der Ritterakademie in
Wolfenbüttel auf. Hier veröffentlichte er ano-
nym 1711 seine erste Schrift „Bibliotheca fati-
dica…“. An Wolfenbüttel schloss sich eine Kava-
lierstour an. In Rotterdam kam noch 1712 „Thea-
trum fati sive notitia scriptorum…“ heraus.
1716 war er als Privatdozent in Kiel; er beschäf-
tigte sich mit Themen aus Jurisprudenz, „vater-
ländischem Recht“ und Volksaberglauben. Die
Examina für das Lizentiat bzw. Doktorat hatte
er verweigert. Dennoch wurde er 1721 in Kiel
zum ordentlichen Professor ernannt. Bereits
1724 musste er wegen Streitlust und mangeln-
den Arbeitseifers sein Amt wieder aufgeben. Er
ließ sich in Hamburg nieder und beschäftigte
sich mit Schriftstellerei und juristischer Praxis.
1729 trat er in den Dienst des Hzgs
August
Wilhelm zu Brsg-Lbg (Wol); er wurde Legations-
rat, mit der Aufgabe, über Politik und Höfe in
Nordeuropa zu berichten. Die mecklenbur-
gischen grenznahen Unruhen waren dabei
kaum Gegenstand seiner Berichte. Mit dem Tod
Hzg August Wilhelms erlosch 1731 der Brsger
Auftrag. 1733 wurde A. von Christian Ludwig
Hzg von Mecklenburg-Schwerin, kaiserlichem
Administrator Mecklenburg-Schwerins, zum
Justizrat bestellt. Da gegen den regierenden
Hzg, Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin,
eine kaiserliche Exekution in Gang gebracht
worden und das Fürstentum Brsg-Lbg (Wol)
einer der Exekutoren war, hatte A. hier noch
einmal mit Wolfenbütteler Belangen zu tun,
wenn auch jetzt unter ganz anderen Vorausset-
zungen. Auch in Mecklenburg blieb A. seiner
schriftstellerischen Neigung treu; er verband
sie hier mit seiner Berufstätigkeit (Sammlungen
von Landesgesetzen und -verordnungen 1739ff.).
A. war ein „in mehreren Hinsichten wirklich
merkwürdiger Gelehrter“ (Allg. liter. Anzeigen,
1801 Nr. 121, Sp. 1148). Das gilt für seinen Cha-
rakter wie für den Schriftsteller gleichermaßen.
Jura, Mantik, Agnostik, Landesgesch., Apologe-
tik ebenso wie seine eigene Schriftstellerei
waren die ihn besonders interessierenden
Gegenstände. Er war ein Polyhistor des auslau-
fenden enzyklopädischen Denkens und Zeit-
alters.
W: s.o. – L: ADB 1, S. 608f.; DBE, S. 195; DBA 1. Folge
Fiche 35, 162ff.; J. Moller, Cimbria literata Bd I, Hau-
nia (i.e. Kopenhagen) 1744, S. 24f. (mit ausführlichem
Werksverzeichnis); A. J. C. zur Redden, Beitr. zur
Gesch. der großhzgl. Justiz-Kanzlei zu Schwerin in Jb.
des Vereins. f. mecklenb. Gesch… 45, 1880, S. 177ff.
A. Pumpe
Aschwin von Salder
† 11.12.1369, Propst des Blasiusstifts in Brsg.
A. (Ersterwähnung 1308) war Sohn des Rit-
ters Heinrich von Salder und der Gräfin Elisa-
beth von Wohldenberg, und die bedeutendste
Persönlichkeit aus der sog. Aschwin-Linie des
brsg-hildesheimischen Ministerialengeschlechts
von Salder im 14. Jh., die vom gleichnamigen Ort
am Fuß der Lichtenberge kam. Er war für eine
geistliche Laufbahn bestimmt. Als Kandidat
des Bischofs von Schwerin versuchte er 1327
erfolglos, die Pfarrei von St. Nicolai in Stral-
sund in Besitz zu nehmen. Seit 1329 ist er als
Kanoniker von St. Blasius in Brsg nachweisbar.
Hzg Otto der Milde, als dessen Kapellan er
genannt wird, verschaffte ihm 1341 das Amt
des Propstes im Blasiusstift. Der Propst ver-
fügte über ein vom Kapitel getrenntes Sonder-
gut; die Leitung des Kapitels oblag nicht ihm
sondern dem von den Stiftsherren gewählten
Dekan. In späten Jahren ist Aschwin auch als
Propst des Moritzstifts vor Hildesheim und als
Domherr in Hildesheim und Bremen bezeugt.
Er besuchte eine Universität, da er 1358 den
Studiengrad eines baccalaureus im Kirchen-