Seite 55 - BS_Biographisches_Lexikon

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recht trägt. Von Hzg Wilhelm zu Lüneburg
wurde er 1356 zusammen mit anderen zum Rat
von dessen Sohn Ludwig ernannt, der als Thron-
folger in den Fürstentümern Lbg und Wolfen-
büttel vorgesehen war.
Seine großen Stiftungen für das Brsger Bla-
siusstift und das Hildesheimer Moritzstift erin-
nerten noch lange nach seinem Tod an ihn. In
Brsg ließ er zum Gedächtnis an seine Eltern wie
zu seinem Gedächtnis viermal, im Hildeshei-
mer Moritzstift sogar siebenmal im Jahr Memo-
rien zelebrieren. Sein Haus am Papenstieg in
der Burg von Brsg fiel an das Blasiusstift, aus
den Einkünften wurde die von ihm gestiftete
Vikarie finanziert. Seine Grablege vor dem Pau-
lus- und Thomas-Altar im alten Nordseiten-
schiff von St. Blasius war mit einer kostbaren
Messingplatte bedeckt, die bei einer umfas-
senden Renovierung des Blasiusstifts 1739 ent-
fernt wurde.
L: O. Grotefend, Saldernsche Lebensbilder im Mittel-
alter, Hannover 1944 (masch.), S. 43-51; R. Meier, Die
Pröpste der Brsger Kollegiatstifte St. Blasius und St.
Cyriacus im Mittelalter, in: BsJb 52 (1971), S. 19-61,
bes. S. 33f.; A. Boockmann, Die Inschriften der Stadt
Brsg bis 1528, 1993, S. 65; G. Schwarz, „...damit nicht
Zwietracht werde zwischen meinen Freunden um
mein nachgelassenes Gut...“, Testament und Nachlass-
inventar der Irmgard von Salder (†1475), in: Salzgit-
ter-Jb. Bd 21/22, 1999/2000 (2002); S. 28-77, bes. S.
35f. – B: Grabplatte nach dem Aquarell von A. A. Beck
(vor 1739) (StadtA Brsg Sack H V, 129), Abb. in: G.
Schwarz, Zwietracht (s.o.), S. 31.
G. Schwarz
Asseburg,
Rosamunde Juliane von der
* November 1672 Eggenstedt † 08.11.1712
Domäne Jahnishausen (Sachsen), pietistische
Visionärin, Prophetin.
Sie stammte aus einer ursprünglich im
Raum Wolfenbüttel beheimateten Adelsfamilie,
allerdings aus einer Linie, die auf dem Gut
Eggenstedt bei Oschersleben ihren Sitz hatte.
Schon als Kind neigte sie zu religiöser Schwär-
merei und hatte häufig Visionen. Erstmals im
Alter von sieben Jahren erblickte sie während
des allgemeinen Gebets die Gestalt einer auf sie
zukommenden herrlich geschmückten Jung-
frau. Später berichtete sie, Christus wolle sich
mit ihr in der Ewigkeit verloben und habe ihr
sein Leiden und seine Wunden gezeigt. Mit 15
Jahren rühmte sie sich besonderer Offenba-
rungen über die Endzeit und das kommende
tausendjährige Reich Christi auf Erden. Später
lebte A. in Magdeburg und kam dort mit pietis-
tischen Kreisen in Berührung. 1691 trat der
Lüneburger Superintendent Johann Wilhelm
Petersen, der von ihren Visionen gehört hatte,
mit ihr in Briefkontakt und lud sie im März
nach Lüneburg ein. Hier wurden ihre „Offenba-
rungen“ allmählich bekannt. Petersen erklärte
ihre Visionen für göttlich und veröffentlichte
sie 1691 in einem gedruckten Sendschreiben an
die angesehensten Theologen Deutschlands,
von denen ihm mehrere zustimmten, andere
aber sich offen dagegen erklärten. Als sich der
Superintendent im Januar 1692 auf dem Konsis-
torium in Celle wegen seiner chiliastischen
Anschauungen verantworten musste, wurde
auch A. vorgeladen. Sie begleitete ihn und seine
Frau, als Petersen seines Amtes enthoben und
des Landes verwiesen wurde. Am Wolfenbütte-
ler Hof wurden sie zunächst gnädig aufgenom-
men, dann aber auf Drängen der Theologen wie-
derum ausgewiesen. Der Kurfürst von Branden-
burg gestattete ihnen schließlich die Niederlas-
sung in Magdeburg. A. wurde später Gesell-
schafterin einer frommen Gräfin in Sachsen,
wo Petersen sie noch 1708 auf seiner Reise nach
Schlesien besuchte. Eines ihrer Lieder fand
durch Aufnahme in das „Geistreiche Gesang-
buch“ des
Johann Anastasius Freylinghausen
(Halle 1704) besondere Verbreitung: „Bittet, so
wird euch gegeben, was nur euer Herz begehrt“.