Seite 119 - Fallersleben

Basic HTML-Version

327
Das Kriegsende und Kriegsgräber in Fallersleben
rumpeln und den Weser-Elbe-Kanal über die einzige
Brücke, die schwere Fahrzeuge tragen konnte, am
21. April 1945 gegen 1 Uhr zu überqueren. Es gab
etliche Verluste zu beklagen, und der Harz wurde nie
erreicht. Wenige Panzer erreichten mit dem letzten
Tropfen Benzin den Elm und wurden dort von ihren
Besatzungen gesprengt. Offiziell endete der Zweite
Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation des Deutschen
Reiches am 7. Mai in Reims gegenüber den West­
alliierten und einen Tag später am 8. Mai in Karlshorst
gegenüber den Sowjets.
Eingebettet in diesen großen Zusammenhang sind
die Kriegstoten von Fallersleben zu sehen. Sie verloren
ihr Leben durch sinnlose und nicht mehr ausführbare
Befehle am Ende des Zweiten Weltkrieges. Aus den
Jahren nach dem Kriegsende hat sich ein Briefwechsel
des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge er­
halten, der Auskunft über die Anlage der Kriegsgräber­
stätte und auch über die Todesumstände und Identi­
täten der hier Bestatteten gibt.
Auf eine Anfrage des Volksbundes aus Lüneburg be­
gab sich der damalige Vorsitzende des Volksbundes
Fallersleben Martin Grosskopf mit dem damaligen
Standesbeamten Kamphenkel auf den Friedhof, um
über die dort befindlichen Einzel- und Doppelgräber
zu berichten.
Dabei konnten noch vier bisher als unbekannt Ge­
fallene bestimmt werden: der bisher als unbekannt Ge­
führte mit der Erkennungsmarke 85 konnte als
Heinrich Wieland, geboren am 30. August 1912 in
Wiesbaden, festgestellt werden. Er gehörte der 1. Kom­
panie Panzerregiment 7 an. Der Soldat mit der Er­
kennungsmarke 1848 konnte als Unteroffizier Josef
Steil, geboren am 2. März 1915 in Bonn, identifiziert
werden. Er gehörte zum Grenadier-Ersatz- Bataillon
353. Der Tote mit der Erkennungsmarke 160 war Oskar
Lindhorst aus Soltau und gehörte zur 14. Panzer-Ab­
wehr-Ersatzkompanie. Ein weiterer Toter mit der Er­
kennungsmarke 845 war Friedrich Schaf, geboren am
29. Oktober 1913, der zum 74. Ersatz-Truppenteil der
Kraftfahr-Ersatzkompanie gehörte.
Zwei Soldaten hatten keine Erkennungsmarken.
Grosskopf vermutete, dass es sich um die beiden Toten
handelte, die aus einem völlig ausgebrannten Kraft­
wagen geborgen wurden. Man fand lediglich zwei
Ringe und ein Ritterkreuz. Es handelte sich bei den
Toten um deutsche Soldaten, die am 21. April 1945 von
den Amerikanern in ein schweres Nachtgefecht ver­
wickelt wurden. Deutlich wurde auch, dass sich die
deutschen Truppen aus ganz verschiedenen Einheiten
zusammensetzten. Dabei ist zu vermuten, dass sich die
Soldaten untereinander kaum kannten, und so eine
nachträgliche Identifizierung durch Zeugenaussagen
schwierig war. Bei den beiden Toten dürfte es sich um
einen Offizier einer Panzereinheit und dessen Fahrer
handeln, erst später bei der Umbettung konnte noch
eine Identität geklärt werden. Es wurde festgestellt,
dass diese beiden Toten noch nicht im Standesamts­
register beurkundet waren, was nachträglich aus
Lüneburg zu veranlassen war. Weiterhin wurden fünf
Einzelgräber von zivilen Opfer festgestellt, die durch
Kriegshandlungen umgekommen waren. Vier Gräber
wurden von Angehörigen gepflegt.
Detailansicht der Kriegsgräberanlage.