Seite 61 - Fallersleben

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Eine Renaissancefürstin zwischen Schicksal und Selbstbehauptung
machen gute Partien. 1576 stirbt sie bei einem Besuch
ihrer jüngsten Tochter in Barth/Vorpommern. Dort ist
sie in der Marienkirche begraben.
Soweit die harten Fakten. Aber genügen diese, um
ein Menschenleben zu beschreiben? Wo bleibt die
Person Clara? Wie sah ihr Alltag aus? Was an diesem
Lebensweg war Schicksal, was konnte und wollte sie
selbst gestalten? Was bewegte diese Frau, die vor fast
fünfhundert Jahren lebte, in einer Zeit mit anderen
Werten, Normen und Weltbildern?
Beginnt man erst einmal zu recherchieren, stellen
sich Fragen über Fragen. Die wenigsten wird man ein­
deutig beantworten können. Viele überhaupt nicht.
Und doch: einen Versuch ist es Wert. Begeben wir uns
auf eine Spurensuche nach dem Menschen Clara von
Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Sachsen-
Lauenburg.
Adel verpflichtet? Sachsen-Lauenburg und Claras
Familie
Herzogin Clara erblickt 1521
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im Herzogtum Sachsen-
Lauenburg das Licht der Welt. Das am rechten Elbufer
gelegene kleine, aber hoch angesehene Herzogtum
leidet unter dem strategischen Nachteil seiner Lage:
Eingezwängt zwischen Herrschaftsteilen der Welfen,
der Schauenburger, der Herzöge von Mecklenburg und
geistlichen Besitzungen, bietet sich kaum eine Möglich­
keit, das Territorium zu vergrößern. Dennoch, die Her­
zöge von Sachsen-Lauenburg sind Askanier und be­
anspruchen die sächsische Kurwürde für sich. Auch
wenn Claras Vater Herzog Magnus I. (1470 – 1543)
diese nach 1530 nicht mehr einfordert.
Magnus I. zeigt Züge eines typischen Renaissance­
fürsten. Er vertritt ein absolutes Herrschaftsverständ­
Blick in die Sonderausstellung „Von Gotts
Gnaden Wir Clara“ – Eine Renaissance-
fürstin zwischen Schicksal und Selbst-
behauptung.