Seite 8 - Fallersleben

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Grußwort
Grußwort
Es ist zweifellos keine leichte Aufgabe, die Geschichte,
Bedeutung und Entwicklung Fallerslebens in einer
Chronik zusammenzufassen. Das mag einer der Gründe
sein, warum erst in den Jahren 2009/2010 ein solches
Gesamtwerk entstanden ist. Es ist erfreulich, dass der
Wunsch bei der Leiterin des Geschäftsbereiches Kultur
und Bildung Frau Dr. Birgit Schneider-Bönninger und
ihrem Team auf offene Ohren stieß und die Heraus-
forderung angenommen wurde.
Das Interesse an einer Chronik ist da. Seit Jahren
haben mich immer wieder Menschen nach einer
Chronik, einer geschichtlichen Darstellung oder ähn-
lichem gefragt. Auffällig ist, dass es nicht nur Ein-
heimische, sondern häufig Frauen und Männer waren,
die aus privaten oder beruflichen Gründen hier eine
neue Heimat gefunden haben. Auch Jugendliche und
Schüler zeigten Interesse.
Der frühere Bürgermeister und Stadtdirektor Otto
Wolgast schenkte mir kurz nach meinem Amtsantritt
das von ihm nach der Eingemeindung herausgegebene
„Heimat-Buch“. Dieses Buch war für mich – ebenso wie
die „Häuserchronik der Stadt Fallersleben“ von Dr.
Richard Müller aus dem Jahr 1963 und das Heft
„Geschichtliches über Fallersleben“ von Otto Heinrichs
(1938) – eine wichtige Informationsquelle, auf die ich
oft zurückgegriffen habe. Begeistert war ich, als dann
1991 das Buch von Dirk Riesener „Das Amt Fallers-
leben“ vom Stadtarchiv herausgegeben wurde, das sich
mit dem 16. bis 19. Jahrhundert befasst.
Der Name „Ualareslebo“ weist darauf hin, dass
Fallersleben schon sehr früh besiedelt war. Aktuell gab
es dazu im Juli dieses Jahres durch den bekannten
Namensforscher Prof. Jürgen Udolph eine Bestätigung.
In einem Interview im NDR 1 erklärte er, dass der erste
Teil des Männervornamens Valares aus Valar oder
Valher entstanden und auf eine Heerschar oder Krieger-
schaft zurückzuführen ist. Das deckt sich mit der Dar-
stellung, nach denen die ersten Bewohner sich wegen
der Anhöhe, wegen der vorhandenen Fisch- und Jagd-
gründe und wegen des Schutzes vor Hochwasser für
diesen Platz entschieden hatten. Bei den Germanen fiel
ein solcher Wohnplatz einem Vornehmen des Volkes
zu, der ihn im Laufe der Jahre durch Urbarmachung
des Waldes vergrößerte und zu einem Familien-Erbe
machte.
Im Frühmittelalter breitete sich das Christentum
über Europa aus. Aus dieser Zeit (942) stammt die
älteste Urkunde über Fallersleben, in der eine Kirche –
es handelte sich um eine Taufkirche – genannt wird.
Fallersleben wird in der von König Otto I. unter-
schriebenen Urkunde als „villa“ bezeichnet, 997 als
„vicus“ und 1244 als „civitas“. Im Spätmittelalter findet
man die Bezeichnungen Dorf, Villa und Weichbild,
später auch Flecken.
Um 1200 kam Fallersleben im Zuge der Aus-
einandersetzungen zwischen dem Welfen Otto IV. und
Philipp dem Schwaben um die Königskrone in Deutsch-
land reichspolitische Bedeutung zu. Nach den Her-
zögen Otto und Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg
wurden die mächtigen Grafen von Wohldenberg Eigen-
tümer. Fallersleben war viele Jahrhunderte Hauptort
und hatte den Gerichtsstuhl für die umliegenden
Dörfer und Höfe. Später wechselten die Eigentümer
mehrfach. Schließlich fiel Fallersleben als Erbgut der
Celler Linie der Welfen zu.
Nach dem Tod der Herzogin Clara, die dem Flecken
wirtschaftlichen Aufschwung bescherte, wurde Fallers-
leben Amtssitz im Fürstentum Lüneburg. Zum Amt ge-
hörten 17 Dörfer und sieben Höfe sowie der Ort Fallers-
leben. Preußen und Hannover haben ihre Spuren
ebenso hinterlassen wie die Napoleonische Zeit, in der
Fallersleben zum Königreich Westphalen gehörte. Der
letzte Amtmann beendete 1880 seine Tätigkeit. Der
Bau des Bahnhofs im Jahr 1871 dokumentiert die
Industrialisierung.
Es folgten die Zuckerfabrik, der Mittellandkanal
und der Hafen. 1938 wurden nur wenige Kilometer öst-
lich das Volkswagenwerk und die „Stadt des KdF-
Bärbel Weist,
Ortsbürgermeisterin.