Seite 3 - Kaeferprofile_

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Sie alle liebten den Käfer
Von Fritz B. Busch
Er darf für sich in Anspruch nehmen, als Automobil am
engsten und vertrautesten mit dem Menschen gelebt zu haben.
Wie ein Haustier. Das ist weniger seiner Technik und
Konzeption zuzuschreiben, als den Umständen und Zeitläufen,
die ihm beschieden waren. Erträumt und versprochen in einer
Zeit, in der die Menschen froh waren, wenn sie sich ein
neues Fahrrad leisten konnten, umgab ihn verständlicherweise
eine Art Heiligenschein. Ein Wagen fürs Volk sollte kommen.
In der Mitte der Dreißiger von Ferdinand Porsche konstruiert,
setzte er mit seinem technischen Konzept zu einem gewaltigen
Sprung nach vorn an. Aber als er endlich landete, fünfzehn
Jahre später, war das Konzept nicht mehr so der letzte
Schrei. Es war mit einigen Schwächen behaftet, die im Umfeld
der blattgefederten Starrachser (so hübsch und geräumig sie
auch waren) zunächst aber noch nicht so auffielen. Und
wieder erhoben ihn die Umstände zum Volkshelden. Ihn, den
Erträumten, gab es endlich! Und es herrschte Aufbaustimmung
und wachsende Kaufkraft. Zunächst aber war er vom Kaufpreis
her noch ganz und gar kein Wagen fürs Volk. Und gerade
deshalb blieb er der Traumwagen für alle, die es endlich zu
einem kleinen Lloyd gebracht hatten. Er war das Ziel, das man
nicht aus dem Auge verlor. Nie wieder war das einem einzigen
Auto-Modell vergönnt.
Was dann mit ihm erlebt wurde, ging in die Familien-Chronik ein, und ist
unvergessen. Dazu kommt die Sehnsucht nach Gestern, die auch jene erfasst
hat, die noch gar nicht dabei waren. Und die Erinnerung vergoldet alles
... So entstand dieses Buch über den Freundeskreis eines Automobils, das
beinahe menschliche Züge hatte. Und weil die Autoren bevorzugt einem
auserlesenen Kreis von Käfer-Freunden auf den Pelz rückten, um da
Erinnerungen auszugraben, kann der Leser auch noch einen Blick in das
Nähkästchen der Prominenten werfen. Auch die haben schließlich einmal
klein angefangen oder gar wie Onkel Emil und Tante Frieda im Käfer ihren
Traumwagen gesehen.
Auch ich entsinne mich, wenn das Thema auf den Käfer kommt, an Ohrensausen
und kalte Füße. Bis es dann zum Cabrio reichte. Und das machte alles
wieder gut.
Fritz B. Busch
Vorwort