Seite 4 - Kaeferprofile_

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Editorial
Stippvisite –
ein Käfer auf Touren
Zwei Mann und eine Flasche Rotwein, die eigentlich eine Tasse Cappuccino und
eine Tasse Tee ist. Der Tee ist natürlich schwarz, ein Earl Grey, genau so,
wie man ihn in Schottland trinkt. Oder wie ihn ein Schotte trinkt. Der heißt
in unserem Fall Stuart Mentiply und ist – sorry, old chap! – eigentlich ein
waschechter Wolfsburger. Als solcher hat er natürlich eine besondere
Affinität zu allem, was vier Räder hat und auf dem »VW« steht. Auch ist er
ein guter und aufmerksamer Beobachter. Einer, der mit Muße auch mal rechts
und links des Lebensweges schaut – was so mancherlei Verspätungen im Großen
und Kleinen nach sich zieht, was ihm aber verziehen sei. Außerdem kann er
ganz passabel knipsen.
Auch der Cappuccino-Trinker natürlich ganz ein Mann von Welt, aus
Braunschweig, um genau zu sein: Knut Simon. Mit krausen Gedanken, die sich
schon am Strubbelkopf ablesen lassen. Den so ziemlich alles interessiert, was
um ihn herum geschieht. Und der das, was er erfährt, unbedingt weiter
erzählen möchte. Manchmal verkürzt. Manchmal in ausführlicher Länge.
Letzteres sehe man ihm nach. Oder lese es nach. Aufschreiben tut er nämlich
auch noch alles.
Was vier Räder hat, ansprechend gestaltet ist und Emotion besitzt, hat die
beiden schon immer fasziniert. Im Sommer 1990 werden sie Freunde. Auch, wenn
der Schotte bis heute keinen Kaffee trinkt.
Zwölf Jahre und (zusammen) 66 Gebrauchtwagen später sitzen die beiden also
bei dieser nicht vorhandenen Flasche Rotwein, die ihnen im Nachhinein so
mancher Kollege andichtete. Und quatschen. Und schauen. Und blicken einem VW
Käfer nach, der sich an diesem Dezemberabend tapfer durch Kälte und Nässe
kämpft. »Guck ma’, ‘n Käfer.« – »Mh-h.« – »Helmut Schmidt hatte mal einen.«
– »Mh-h. Nena auch.« – »Wer denn noch so von den Prominenten?« – »Keene
Ahnung, müssen wir halt mal fragen.« Eine Stunde später stehen 70 Namen von
Prominenten auf einem Zettel, der ein Buch bedeuten soll. Ein Buch über
prominente Käfer-Fahrer von einst und jetzt.
Und so geschieht es, dass sich ab Frühjahr 2002 Begegnungen zwischen Promi-
nenten und einem knallroten VW 1200 (BS-VW 600) ereignen. Schnell wird dabei
klar, dass ewig gleiche Fragen zum Käfer nicht ausreichen, ein Buch zu
füllen. Denn die Autoren sind neugierig geworden. Und die Prominenten lassen
sich auch nicht lange bitten, aus ihrem Leben zu erzählen, in dem der Käfer
mal eine wichtige und mal eine kleinere Rolle spielte.