Seite 6 - Kaeferprofile_

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Götz Alsmann treffen wir in Meinersen, einem kleinen Ort im Kreis Gifhorn,
mitten in den Vorbereitungen zu seiner Show. Der Entertainer trägt legere
Kleidung: Schlägermütze, Cordhose, bequeme Jacke und rotbraune Lederschuhe.
Um den Hals hat er lässig ein Tuch geschlagen. Die Begegnung ist kurz,
jedoch nicht frei von Anekdoten aus seiner Zeit mit dem »Käfer«. Götz
Alsmann über Farb- und Fleischreste im Auto und der Geschichte, wie er mit
seinen Bundeswehr-Kampfstiefeln im Verbund mit seinem ersten Auto jede
Menge Geld verdiente.
? So. Da ist er also – unser »stippvisite«-Käfer!
(Alsmann betrachtet die Heckpartie)
– Der hat ja ein viel größeres Fenster hinten. Das von meinem war viel
kleiner. So oval ...
? Dein erstes Auto war Baujahr 1962, also schon recht betagt, als Du es
1977 in Betrieb nahmst.
– Ja, der war so irre lackiert; eher: angemalt. Die vier ... Schutzbleche;
nein, Kotflügel besaßen eine andere Farbe als der restliche Wagen, der im
übrigen ein großherziges Geschenk meines Onkels war. Mein Onkel war
nämlich stolzer Inhaber eines Münsteraner Fachgeschäftes: das »Haus der
Tapete«. Der Käfer war so eine Art Firmenwagen. Es gab in diesem Auto nur
noch einen Sitz, den für den Fahrer.
? Großherzig, so so ... Und der Rest des Innenraums war wie gestaltet?
– Der Boden war mit Holzbrettern ausgelegt, die über und über mit Farbe
bekleckert waren. Es stank in diesem Wagen permanent nach Verdünnung,
überall waren Tapetenreste verteilt.
? Deine erste Fahrt mit dem Wagen führte Dich wohin?
– Ich beabsichtigte, von Münster über Paderborn nach Göttingen zu fahren.
Natürlich blieb ich liegen ...
? Wie unangenehm. War sicherlich ein Einzelfall ...
– Mit ein paar Freunden hatte ich kurz darauf beschlossen, nach England
zu fahren. Ich glaube, wir kamen bis zur Raststätte »Tecklenburger Land«,
da war dann der nächste Motor fällig!
? Ähm ...; das Auto hat Dich also viel Geld gekostet ...
– Ich hab’ aber auch schön viel Geld mit ihm verdient! Mit dem
Käfer und mit meinen Bundeswehr-Kampfstiefeln!
? Bitte um nähere Erläuterungen.
– Was hatten wir damals als Wehrsold? 80 Mark? Damit kamst Du
nicht weit. Also haben wir gewettet: Wetten, dass der Alsmann es
nicht bringt, über sein eigenes Auto zu marschieren? Also bin ich
‘rüber, schnurstracks. Das gab für jedes Mal zehn Mark. Ich hab
soo viel Geld mit dieser Wette verdient
...(lacht spitzbübisch)
? Setzt Du Dich auch einmal gern selbst hinter’s Steuer eines
Autos?
– Ich habe eigentlich gar keinen Bezug zum Auto. Ich fahre lieber
mit der Bahn oder setze mich auf den Beifahrerplatz. Das ist dann
okay, zuschauen, wie der andere lenkt, sich entspannen können,
lesen oder schlafen. Mir ist das selbst fahren zu stressig.
? Das Auto hat also keinen hohen Stellenwert in Deiner Familie?
– Mein Bruder ist da ganz anders, der ist Autokaufmann. Und einen
Käfer hatte bereits mein Großvater, Heinrich Maria Alsmann.
(überlegt kurz)
Und mein Vater auch! Es gab drei Käfer in unserer
Familiengeschichte.
? Wie bist Du Deinen Käfer losgeworden? Du hast ihn ja nur ein
Jahr lang besessen ...
– Ganz einfach: ich fuhr zu einem Schrottplatz, beobachtete, wie
ein riesiger Greifarm von oben in den Wagen krachte, ihn in eine
Presse schleuderte – und heraus kam ein Blechwürfel!
? Wie grausam. Der hatte bestimmt sogar noch diese kleine
Porzellanvase für das Armaturenbrett ...
– Die hatte ich schon vorher entfernt, da ich ein Radio
nachgerüstet hatte. Aber so eine geflochtene Ablage unter dem
Armaturenbrett war drin.
(überlegt)
– Eine Sonnenbrille, Jahrgang
ungefähr zweite Beatles-Single, fand ich im Auto, als ich es von
meinem Onkel übernahm. Und ein Würstchen, das erst verschimmelt
und dann versteinert war!
?
(entsetzt)
Du hast es nicht aufbewahrt ...?
– Stimmt, hätte ich eigentlich machen sollen. Oder?