Seite 64 - Karl_und_Wilhelm_3

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Resignation zu fassen, und doch ist nur ein Heil darin zu finden. Aber bedeutendes ist
noch zu retten, die Sukzession in Braunschweig und die Wiederaufhebung des
Vermögenssequesters. Mein Neffe würde immer noch eine sehr glänzende Stellung in
der Welt einnehmen, wenn ihm neben der Braunschweigischen Sukzession der Genuss
des sequestrierten Vermögens gesichert wäre. Was steht ihm für eine Zukunft bevor,
wenn mein Schwager in der grollenden Haltung beharrt? Das Leben eines heimatlosen
Prätendenten! [...]. Es ist das Recht, so auch die heilige Pflicht der Agnaten, im
Interesse der Zukunft ihres Hauses dahin zu wirken, dass dies geschieht. Du und der
Herzog von Cambridge sind berufen, dies alles meinen Schwager vorzustellen, und mit
aller Energie dahin zu trachten, dass in der Zukunft meines Neffen die des welfischen
Hauses gerettet werde. [...]. Ich fühle mich umso mehr in meinem Gewissen gedrungen,
Dir dies alles zu sagen, da ich leider auf meinen Schwager keinen Einfluss habe. Die
Vorstellungen der Agnaten aber kann er nicht zurückweisen.”
Wilhelm hat sich zu diesem Schreiben des Großherzogs Peter in einer Eintragung im
Tagebuch vom März
1871
geäußert: „Im Monat Januar kam ein Brief von Peter, die
kniffligen Verhältnisse des Kronprinzen von Hannover betreffend und den Wunsch
ausdrückend, die Agnaten müssten den König von Hannover zur Abdankung bewegen.
Bei seiner Anwesenheit in Braunschweig im Monat März kam die Sache wieder zur
Sprache, und zwar dass Vater und Sohn abdanken müssten, weil letzterer sonst nicht in
Braunschweig regieren könne. Peter suchte dies zu motivieren indem er sagte, dass nach
der Verfassung Preußen die Stimmen für Hannover im Bunde führe, also niemand im
Bunde bezweifeln dürfe, dass dieses mit Recht geschehe. Außerdem hätten die
deutschen Fürsten den König von Preußen zum Kaiser erwählt und dadurch auch sein
Recht auf die Annexionen anerkannt.
Ich antwortete Peter, dass es hier darauf ankomme, ob verlangt würde, die
Hannoverschen Fürsten sollten den Zustand de droit oder de fait [rein rechtlich oder die
normative Kraft des Faktischen] anerkennen; ersteres würden sie schwerlich thun, das
zweite vielleicht, wenn dem König sein Vermögen und seiner Descendenz die
Thronfolge in Braunschweig gesichert würde?
In Verbindung mit diesen Bemerkungen stehen die Anträge der Braunschweigischen
Stände wegen der Succession, welche sie, den Vater übergehend, auf den Sohn
übertragen möchten. Peter bemerkte noch, man erwarte von den Agnaten dass im Falle
die Hannoverschen Fürsten sich weigerten auf die Ideen einzugehen, Sie es machen
möchten, wie mit meinem Bruder und Sie für regierungsunfähig erklären?
Bei der jetzigen Stimmung der Stände würden Sie bei der Succession Hannover
Preußen vorziehen, insofern der Kronprinz [Ernst August] folgte; dem König [Georg
V.] würden Sie den Huldigungs Eid verweigern und so den Art.
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umgehen. Der
Antrag der braunschweigischen Stände geht dahin, die Herzogliche Landesregierung zu
ersuchen, mit der Landesversammlung diejenigen Maßregeln in kürzester Frist zu
vereinbaren, welche geeignet erscheinen bei dem Fall einer Thron Erledigung die
Interessen des Landes auch insofern zu wahren, dass selbst vorübergehend keine
Störung in der Verwaltung eintrete, und für die dieserhalb getroffene Vereinbarung, die
Guarantie der Reichsversammlung nachzusuchen. – Wunsch
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–. Die Stände haben den
Antrag gemacht,
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(dass nach dem Aussterben der älteren Linie des Hauses
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