Seite 112 - Luftfahrtgeschichte

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Berliner Luftfahrt in Braunschweig
1952 bis 1999
Von Ullrich Kopp
In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg haben die Berliner Flugsportvereine so-
wie Lehre und Forschung der TU-Berlin und auch die Berliner Luftfahrt­
firma Stemme GmbH am Flugbetrieb auf dem Flughafen Braunschweig–
Waggum teilgenommen. Hierüber wird in diesem Beitrag berichtet.
Die besondere Berliner Situation nach 1945
Die hier folgenden Ausführungen können nur in Hinblick auf die politische
„Groß- und Kleinwetterlage“ nach 1945 verstanden werden. Durch die Pro-
klamation Nr. 2 des Alliierten Kontrollrates in Berlin erging am 29. Oktober
1945 für ganz Deutschland das Verbot, „Flugzeuge jedweder Art zu bauen
oder zu betreiben“. Bedingt durch den Vier-Mächte-Status von Berlin durf-
ten selbst nach der Wiederzulassung des Segelfluges in Westdeutschland am
28. April 1951 kein aktiver Luftsport in Berlin betrieben und nach der Auf-
hebung des Bauverbots am 21. Juni 1951 auch weiterhin keine Segelflugzeu-
ge in Berlin gebaut werden. Ende 1947 erhielt daher folgerichtig ein späteres
Gründungsmitglied des Luftsportclubs Berlin-West e.V., im Folgenden kurz
LBW genannt, den nachfolgenden Brief der amerikanischen Militärverwal-
tung:
„Hiermit geben wir Ihnen zur Kenntnis, dass es Ihnen verboten ist, im amerika­
nischen Sektor von Berlin irgendeine Gruppe zum Zwecke des Modellierens, Studie­
rens oder Inbetriebnahme von Segelflugzeugen zu bilden. Jede Verletzung dieses Be­
fehls wird vom amerikanischen Militärgericht bestraft werden.
gez. Charles C. Bond
Chief Police Section”
Etwa zweieinhalb Jahre später hatte sich diese Haltung, bedingt durch den
beginnenden „Kalten Krieg“ und die Berliner Luftbrücke weitgehend verän-
dert. Flugzeuge zu bauen und zu fliegen war in Berlin zwar immer noch
nicht erlaubt, aber die Alliierten ließen die Gründung von Luftsportvereinen
zu. Den nächsten Flugplatz mit entsprechender Infrastruktur stellte jahre-
lang der Flughafen Braunschweig-Waggum dar. Er übte daher eine entspre-
chend große Anziehungskraft auf die Berliner Luftsportler aus. Aber auch
praktische akademische Übungen des Instituts für Luft- und Raumfahrt der
TU-Berlin wurden hier abgehalten.