Seite 73 - Luftfahrtgeschichte

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Der Flughafen Braunschweig-Waggum
nach 1945
Von Wernher Baumbach
Auf Grund seiner Lage in Deutschland wurde der Flughafen Braunschweig-
Waggum 1945 zu einem Trümmerfeld von zurückgelassenen Flugzeugen. Er
war von der englischen Besatzungsmacht besetzt und durfte nur noch land-
wirtschaftlich genutzt werden. Doch mit dem Wiederaufbau der deutschen
Wirtschaft wurde, trotz aller Startschwierigkeiten, auch der Flughafen wie-
der mit fliegerischem Leben erfüllt.
In den ersten Nachkriegsjahren wehrte sich der damalige Aufsichtsrats-
vorsitzende der Flughafengesellschaft, Oberbürgermeister Ernst Böhme
(1892 – 1968), zusammen mit der Geschäftsführung gegen die geplante Li-
quidation dieser Gesellschaft und gegen die Aufgabe des Flughafens. Seine
Worte „Wo Straßen sind, wird gefahren, wo Flugplätze sind, wird eines Ta-
ges wieder geflogen“ geben Zeugnis von demOptimismus, mit dem die Flug-
hafengesellschaft trotz der damaligen schweren Zeiten die Wiederinbetrieb-
nahme des Flughafens unbeirrt verfolgte. Die Besiedelung der An- und
Abflugsektoren konnte einstweilen verhindert werden.
1951 wurde der Aero-Club Braunschweig gegründet, noch bevor der Se-
gelflug von der Besatzungsmacht im selben Jahr freigegeben wurde, und wei-
tere Segelfluggruppen folgten. 1952 begann der Segelflugbetrieb auf dem
noch weitgehend landwirtschaftlich genutzten Rollfeld des Flughafens, und
gemeinsam mit den ersten Braunschweiger Segelfliegern erschienen auch die
Berliner Segelflieger, die laut alliiertem Kontrollratsbeschluss ihren Sport in
Berlin nicht ausüben durften. Über diese Anfänge der Nachkriegsfliegerei
wird in diesem Buch an anderen Stellen ausführlicher berichtet.
Mit der Zurückgabe der deutschen Lufthoheit wurde am 5. Mai 1955 der
Motorf lug wieder freigegeben. Die Genehmigung als Verkehrsf lughafen
wurde am 18. Juni 1955 erteilt. Die Motorfluggruppe des Aero-Clubs Braun-
schweig und zwei Jahre später die Flugschule Nord-West-Flug, die spätere
Aerowest, begannen mit der Schulung. Zur Wartung ein- und zweimotoriger
Sport- und Reiseflugzeuge nahm die Flugwerft Braunschweig ihren Betrieb
auf. Die neugegründete Fallschirmspringer-Gruppe des Aero-Clubs Braun-
schweig begann mit ihrem Sprungbetrieb. Später kam noch die Fallschirm-
sportgruppe 100 hinzu, die aus der Fernspähkompanie 100 der Bundeswehr
hervorgegangen war. Die Segelfluggruppen des Aero-Clubs, des Postsport-
vereins (PSV) „Blau-Gelb“, der Akademischen Fliegergruppe Braunschweig
und des Luftsportvereins (LBW) „Berlin-West“ richteten erste Meister-