Seite 89 - Muenzbuch

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Marken
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Torfmarken, Steuermarken, Theatermarken������������������������ �������������������������������
sind weitere Beispiele für die Anwendung solcher münz-
ähnlicher Objekte, die meist ganz einfache Bilder oder Aufschriften tragen und nur innerhalb der
Stadt gültig waren. Eine Urinmarke aus dem Jahr 1697 (Abb. 565)
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berechtigte offensichtlich zur Ent-
sorgung der Fäkalien.
Bis in jüngere Zeit wurden von öffentlichen Einrichtungen in der Stadt Braunschweig Marken aus-
gegeben,
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etwa Gasmarken von den Gas- und Stadtwerken, Strommarken der Elektrizitätswerke oder
Fahrmarken der Braunschweiger Pferdebahn (Abb. 566)
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.
Die Fahrmarke muss in die Zeit zwischen 1879 und 1898 gehören. Denn der Straßenbahnbetrieb der
Braunschweiger Pferdebahn���������������������������������������������������������������������
wurde am 11. Oktober 1879 eröffnet; im Jahre 1898 wurde auf elektri-
schen Betrieb umgestellt.
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Auch Firmen, Gasthäuser, Konsumvereine gaben Berechtigungs- und Wertmarken aus.
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Ein vom Ho-
tel Rheinischer Hof in Braunschweig in der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgegebene Kupfermarke zeigt
eine Vorderansicht des Hotels (Abb. 567)
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.
Die Signatur auf der Vorderseite stammt von Johann Georg Fritz���������������������������������
, der von 1835 bis 1852 als Münz-
graveur an der Braunschweiger Münze arbeitete (siehe oben S. 353) und im Nebenverdienst offen-
sichtlich auch Marken herstellte.
Im 19. Jahrhundert war die Verwendung von Kupfer- und Messingmarken in der Braunschweiger
Gastronomie weit verbreitet. Sie dienten als Bier-, Essens- oder Spielmarken. So ließen beispielsweise
das Cafe-Restaurant Gieseler oder Schapers Hotel entsprechende Marken herstellen.
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Eine Besonder-
heit ist die Marke, die für das heute noch in Braunschweig-Riddagshausen bestehende Gasthaus ‚Zum
Grünen Jäger’ geprägt wurde (Abb. 568)
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.
Die Marke weist, wie die Vorderseite zeigt, auf das Kartenspielen hin, dem damals im ‚Grünen Jäger’
gefrönt wurde. Auf der Rückseite ist der Wirt Daniel Karl Friedrich Christian Busch mit Weste und
Wirtshausschürze dargestellt. Die Aufschrift
‚Rabindje,
den groten Waterkettel’
muss erklärt werden.
‚Rabindje’ war der Spitzname des Hausburschen, den
der Wirt, wenn Gäste kamen, mit diesen Worten auf-
forderte, den großen Wasserkessel auf das Herdfeuer
zu setzen. Die scherzhafte Marke verdankt wohl einer
Stammtischgesellschaft ihre Existenz. Geprägt wurde
Abb. 565:
Braunschweig, Urinmarke 1697. – Kupfer. 7,87 g.
29mm. – NORD/LB Inv.-Nr. 5795.
Vorderseite:
URIN/ZEICHEN / 1697; unten kleiner Kopf nach vorn
mit je einem Blatt an der Seite.
Rückseite:
Fass, rechts davon kleines Viereck mit Punkt in der Mit-
te, links davon kleines Viereck mit zwei Spitzen.
Abb. 566:
Fahrmarke der Braunschweigischen Pferdebahn, 1879-
1898. – Kupfer. 3,86 g. 22mm. – HAUM Inv.-Nr.
792/27.
Vorderseite:
BRAUNSCHWEIGER – PFERDEBAHN; Löwe aufrecht
stehend nach links.
Rückseite:
FAHRMARKE; Straßenbahnwagen.
Abb. 567:
Braunschweig, Kupfer-
marke ‚Rheinischer Hof,
Mitte 19. Jh. – Kupfer.
9,14 g. 29mm. – HAUM
Inv.-Nr. 792/28.
Vorderseite:
Ansicht des Rheinischen
Hofes, darunter HOTEL DU
RHIN. Unten Signatur
FRITZ F.
Rückseite:
RHEINISCHER HOF – IN
BRAUNSCHWEIG, im
Zentrum EDUARD /
STRUBBE.