Seite 92 - Muenzbuch

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Münzsammlungen und Münzsammler im Braunschweigischen Land
Fürsten, sondern auch gebildete und reiche Bürger nachgingen. Privatsammler im Braunschweigischen
Land sind uns schon aus dem 17. Jahrhundert bekannt.
Münzsammlungen in Helmstedt
Zahlreiche Professoren der Universität Helmstedt besaßen Münzsammlungen und beschäftigten sich
mit der Numismatik.
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Einer der berühmtesten Sammler der Region war der Helmstedter Theologe
und Abt von Loccum Gerhard Wolter Molanus (1633-1722). Molanus (Abb. 572) hatte sich außer einer
großen Privatbibliothek und einem Kunst- und Naturalienkabinett schon im 17. Jahrhundert eine
wertvolle Münzsammlung aufgebaut, wie es damals in gebildeten und gelehrten Kreisen üblich war.
Die Sammlung Molanus umfasste Münzen aller Epochen von der Antike bis zur Neuzeit und aus
vielerlei Ländern. Ein Schwerpunkt lag bei den Münzen Niedersachsens. Molanus hatte Kontakte zu
anderen Münzsammlern seiner Zeit, unter anderem zu Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-
Wolfenbüttel (1633-1714).
Abb. 572:
Medaille auf den Tod des Münzsammlers Gerhard Wol-
ter Molanus von Ehrenreich Hannibal, 1722. – Silber.
73,78 g. 55mm. – Niedersächsisches Münzkabinett der
Deutschen Bank Hannover Inv.-Nr. 04.077.015.
Nach Molanus’ Tod 1722 kam seine Münzsammlung in den Besitz seiner beiden Neffen Philipp
Ludwig Böhmer (1666-1735) und Justus Christoph Böhmer (1670-1732), beide Theologen und Professoren
an der Universität Helmstedt. Justus Christoph Böhmer hatte, bevor er das Erbe seines Onkels antrat,
schon eine eigene Münzsammlung besessen, die in der Folgezeit in die Sammlung Molanus einging.
1745 kaufte das Hannoveraner Welfenhaus einen Teil der Münzsammlung Molanus auf und legte damit
den Grundstock für eine eigene fürstliche Sammlung. 1983 wurde diese alte Welfensammlung von der
Deutschen Bank erworben und seitdem als ‚Niedersächsisches Münzkabinett der Deutschen Bank’ in
Hannover aufbewahrt.
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1744 war in Helmstedt, wie der braunschweig-lüneburgische Museograph Daniel Eberhard Baring
berichtete, das Münzkabinett des Helmstedter Professors Heinrich Meibom der Jüngere (1638-1700) zu
sehen,
„woraus [Wilhelm Ernst] Tentzel in Monatl. Unterredungen anno 1692, p. 953 sq. verschiedenes
recensiret“
.
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Meibom hatte auch in einem Buch mit dem Titel
Nummorum veterum in illustranda
imperatorum Romanorum historia
, das 1684 in Helmstedt gedruckt wurde, die römischen Kaiser-
münzen behandelt.
Im Herbst 1709 besuchte der Frankfurter Buch- und Münzsammler Zacharias Konrad von
Uffenbach auf einer Bildungsreise zusammen mit seinem jüngeren Bruder Johann Friedrich Armand
von Uffenbach Helmstedt, wo sie die Sammlung Böhmer aufsuchten. Die Sammlung Meibom blieb
ihnen aber verschlossen. In der neuen Bibliothek Rudolphea sahen sie damals nur Medaillen zur
Reformation.
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Zur Universität Helmstedt muss, wie es damals üblich war, auch eine Münzsammlung
gehört haben.