Seite 93 - Muenzbuch

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Frühe bürgerliche Münzsammlungen
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Münzsammlungen in Braunschweig
Als Philipp Julius Rehtmeier seine
Braunschweig-Lüneburgische Chronica
von 1722 schrieb, benutzte er
vorwiegend drei Münzsammlungen, um die Geschichte Braunschweigs und des Welfenhauses mit
Münzen und Medaillen zu belegen. In seinem Vorwort schreibt er:
„…und habe ich vornehmlich hiezu
nur dreyer Cabinetter mich zu bedienen vermocht, als des Hochfürstl. Braunschw. Lüneb. Hof=Rahts,
Herrn Samuel Heinrich Schmiedens, meines hochwehrten Gönners, der in dieser galanten Wissenschaft
sonderlich excelliret; des Herrn Burgermeisters zu Wolfenbüttel, Nicolai Wilhelm Ulrichs, der ein gar
curieuser Mann in Sammlung der Münzen, und anderer raritäten, ist; und des Hochfürstl. Commissarii zu
Braunschweig, Herrn Hans Hinrich Ridders, der, vornehmlich in den modernen Medailles, ein kostbares
Cabinet besitzet; wie ich denn auch ein und andere Stücke, durch Correspondance zu wegen gebracht,
wovor einem jeden hiemit öffentlich schuldigsten Danck abstatte.“ 
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Die drei von Rehtmeier benutzten Sammlungen ‚Schmieden’ (Schmidt), Ulrich und Ridders waren
offenbar die bekanntesten seiner Zeit in Braunschweig und Umgebung und werden auch an anderer
Stelle erwähnt. In der Stadt Braunschweig selbst besaß der braunschweigische Hofrat Samuel Heinrich
‚Schmiedens’ (Schmidt) eine Sammlung, die 1744 auch Baring kannte. Sie war aber nach dem Tod des
Besitzers schon 1742, zwei Jahre vor dem Erscheinen von Barings Sammlungsführer, in Wolfenbüttel
versteigert worden, wozu auch ein Katalog gedruckt wurde.
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Die Versteigerung der Sammlung Schmidt erwähnt auch der Braunschweiger Politiker, Biblio-
thekar und Historiker Georg Septimius Andreas von Praun in der Vorrede zu seinem
Münz- und
Medaillen-Cabinet,
das im Jahre 1747 erschienen ist:
„Was in denen Schmidt- und Ridderschen Cabinets
zu Braunschweig an B. L. Münzen vorhanden gewesen, hat Herr Rehtmeier in seiner im Jahr 1722, heraus-
gegebenen B. L. Chronick auf 60 Tabellen mitgetheilet … Des vor einiger Zeit schon verstorbenen Herrn
Hofrath Schmidts Samlung ist nach seinem Tod verauctioniret worden. Der Herr Commissarius Ridder
aber, so noch am Leben, hat seit deme seine Samlung immer mehr vermehret, und ansehnlicher
gemachet.“ 
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Der fürstliche ‚Commissarius’ zu Braunschweig Hans Hinrich Ridders besaß außer einer
Sammlung moderner Münzen auch ein „Schilderey-Cabinet“ und eine kostbare Bibliothek, wie Baring
berichtete.
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Münzsammlungen in Wolfenbüttel
Wolfenbüttel als Residenzstadt mit seiner Hofgesellschaft, Beamtenschaft und der berühmten Biblio-
thek hatte in seinen Mauern noch weit mehr private Münzsammlungen, die für Baring und andere er-
wähnenswert schienen, als die Stadt Braunschweig. Der verstorbene Premierminister Philipp Adolph
von Münchhausen besaß außer einer Mineralien- und Gemäldesammlung eine Münzsammlung und
eine bedeutende Bibliothek, berichtete Baring im Jahr 1744.
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In einem Nachlassinventar des 1695 ver-
storbenen Hofgerichtsassessors Hermann Johann Conring werden mehr als 600 alte Münzen in seiner
Bibliothek erwähnt.
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In der Handschriftensammlung der Herzog August Bibliothek ist ein Münz-
katalog aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten geblieben, der von dem Wolfenbütteler
Bibliothekar Lorenz Hertel (gestorben 1737) verfasst worden sein soll.
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Darin sind ausschließlich
antike Münzen mit Preisangaben aufgeführt. Wem diese Sammlung gehörte, geht nicht aus der Schrift
hervor, möglicherweise war es Hertels eigene.
Wolfenbüttel scheint geradezu eine Hochburg für Münzsammler und Münzfreunde gewesen zu
sein. Als um die Jahreswende 1709/1710 die beiden Brüder von Uffenbach Wolfenbüttel besuchten,
wurden ihnen mehrere private Münzsammlungen gezeigt, unter anderem die des Consistorial-Rats
Hasperg (Haßberg), der viele seiner Stücke während seiner Reisen in Frankreich und Italien bei
Silberschmieden und jüdischen Händlern erworben haben will. Er habe aber auch in der Nähe von
Lyon einem Schäfer, der einen Schatz gefunden hatte, Sesterze des Kaisers Nero abgekauft, schreibt
der ältere Uffenbach.
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Hasperg besaß im Jahre 1710 eine große Zahl römischer Kaisermünzen, wenige