Seite 60 - Museumslandschaft

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Als achtes Weltwunder wurde die Herzog August Bibliothek schon vor gut
300 Jahren gefeiert. Sie war zur Zeit des Todes von Herzog August 1666 eine
der berühmtesten fürstlichen Büchersammlungen und, was die Zahl der
Drucke anlangt, wohl die größte Bibliothek der Welt, die Sammlung mittel-
alterlicher Handschriften gehörte zu den bedeutendsten in Europa.
In dem kleinen Fürstentum hatte Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg
(1528 - 1589) in seiner Residenz Wolfenbüttel 1572 für seine Bibliothek eine
„Liberey-Ordnung“ erlassen, gleichsam die Gründungsurkunde der Wolfen-
bütteler Bibliothek. Seit seiner Jugend hatte der gelehrte Fürst Bücher
gesammelt. Von seinem Sohn Heinrich Julius um viele Kostbarkeiten ver-
mehrt, wurde diese „Bibliotheca Julia“ der Grundstock der herzoglichen
Bibliothek.
Doch erst die „Bibliotheca Augusta“ von Herzog August d.J. (1579 -1666)
begründete den weltweiten Ruhm der Bibliothek zu Wolfenbüttel. Dieser
gelehrte und gebildete, weitgereiste Herzog hatte von Kindesbeinen an
Bücher gesammelt. Bei seinem Tode umfasste die Bibliothek rund 35.000
Bände mit 135.000 Titeln, eine unvergleichliche, auf universellen Sammel-
prinzipien aufgebaute Bibliothek, die den ganzen Reichtum der mittelalter-
lichen und frühneuzeitlichen Literatur widerspiegelte. In der Zeit nach
August wuchs die Bibliothek vor allem durch Schenkungen fürstlicher und
gelehrter Sammlungen, weniger durch systematische Ankäufe.
Angesichts dieser Sammlung versteht man, dass der Philosoph Gottfried
Wilhelm Leibniz sich dem Angebot, an einer solchen Bibliothek im Neben-
amte als Bibliothekar zu wirken, nicht versagte. Sie war für ihn der Inbegriff
der Wissenschaften, Spiegel des gelehrten Universums.
HERZOG AUGUST BIBLIOTHEK