Seite 20 - Quadriga

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Die beiden Quadrigen des ehemaligen Residenzschlosses
2.000 RT und auf den Wagen und die Figur
4.000 RT entfielen. Für das Honorar waren
11.000 RT vorgesehen, der Rest waren wohl
Nebenkosten.
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Dieser gut ausgestattete Ver-
trag wurde in den lokalen Zeitungen veröf-
fentlicht, worüber sich Rietschel sehr ärger-
te. Die Summe war den Landständen auch
bald viel zu hoch, so dass man im Frühjahr
1856 die Herstellungstechnik änderte: aus
der Quadriga aus Bronze sollte eine Quadri-
ga aus Kupferplatten werden!
Dies war ein gravierender Auftragswech-
sel, der einherging mit einer Kürzung des
Honorars für Rietschel auf 7.000 RT bei Er-
stattung der Materialkosten. Die Quadriga
hätte demnach nur noch 11.000 RT gekos-
tet.
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Im Vergleich zum Jahr 1855 hatte man
Rietschel 1856 finanziell viel schlechter ge-
stellt.
Die geschätzten Kosten der Quadriga in
Euro
Welchem Gegenwert entsprechen die da-
maligen Kosten der Quadriga heute? Man
vergleicht dazu die in Reichstalern angege-
benen Summen mit dem Jahreseinkom-
men eines herzoglichen Staatsbeamten im
höheren Dienst, z. B. mit dem Einkommen
von Hofbaurat Carl Theodor Ottmer, der
1841 als 41jähriger durchschnittlich 1200
RT bezog.
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Das entspricht bei gleicher Al-
ters- und Dienststufe im staatlichen Bauwe-
sen heute einem Gehalt von etwa 60.000
Euro. Ein Reichstaler der 1840er Jahre hätte
bei aller gebotenen Vorsicht mit derartigen
Umrechnungen einen Gegenwert von ca.
50 Euro. Dass dieser Wert tatsächlich zu-
trifft, belegen die Vergleiche mit den Kos-
ten für die dritte Quadriga.
Rietschels Kosten für das Tischmodell
beliefen sich auf ca. 500 RT, wovon 270 RT
Unkosten waren,
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umgerechnet auf 25.000
Euro und 13.500 Euro. Es verblieb ihm ein
Honorar von ca. 230 RT bzw. 11500 Euro.
Setzt man diese Summe ins Verhältnis zu
der neunmonatigen Planungs- und Ent-
wurfsarbeit an dem Modell, erhielte Riet-
schel 1855/56 ein monatliches Durch-
schnittseinkommen von ca. 25 RT bzw. 1300
Euro. Das wirkt eher bescheiden und erklärt,
warum Rietschel im Juni 1855 seinen Kos-
tenvoranschlag für die gesamte Ausfüh-
rung der großen Quadriga so hoch ansetzte:
„Meine Arbeiten haben mir noch stets das
Übersteigen der Kosten verursacht“.
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Rietschels Kostenvoranschlag für die
große Quadriga vom Juni 1855 in Höhe von
20.000 RT entspräche demnach einer Mil-
lion Euro, ein Betrag, der einigen Bildhauer-
angeboten für die dritte Quadriga aus dem
Jahre 2005 sehr ähnelt. Die aus dem Ange-
bot hervorstechenden 11.000 RT Honorar
für Rietschel wären somit auf ca. 550.000
Euro umzurechnen. Man muss aber die re-
lativ hohe Summe auf die 4 Jahre umlegen,
die Rietschel für die Modellherstellung be-
nötigte: ein Zeitraum, den er aufgrund sei-
ner Erfahrung mit solchen Großprojekten
einkalkuliert hatte. So hätte er monatliche
Abb. 23:
Ernst Rietschel, Brunonia
und Triumphwagen
des Tischmodells,
Winter 1856, Dresden,
Skulpturensammlung.